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Lizenz zum Schmunzeln
Glosse der Woche

Lizenz zum Schmunzeln No.153
...die im Dunkeln hört man gut!

Film ab!
"Wissen Sie überhaupt, was ein Babysitter heutzutage kostet?", stieß die junge Frau so entrüstet hervor, dass der Herr hinter der Kinokasse sofort beschwichtigend die Hände hob.

"Also gut", beendete er die Diskussion mit diesem Elternpaar, das partout nicht ohne Baby ins Kino gehen wollte. "Sie dürfen es mitnehmen! Aber wenn es anfängt zu schreien, müssen Sie hinausgehen!", warnte er das Paar.

Als er die bestürzten Gesichter der Eltern sah, fügte er versöhnlich hinzu: "Ihr Geld bekommen Sie dann selbstverständlich wieder!"

Ich stand hinter dem Elternpaar und ahnte Böses - ein quengelndes Baby, dazu ungeduldige Eltern, abwechselnd oder gemeinsam zwei Kinostunden lang damit beschäftigt, den kleinen Schreihals zu beruhigen - das konnte heiter werden!

Das Kino war an diesem Abend gut besucht. Rechts neben mir saß eine Dame, die den Film schon kannte und jede Pointe Minuten vorher ausposaunte. Links von mir ließ jemand unablässig Kaugummiblasen platzen, und sechs Reihen unter mir hatten fünf junge Männer Platz genommen. Sie verwechselten den Kinosaal offenbar mit einer Kneipe, in der nebenbei ein Film läuft, und hatten sich mit Popkorn, Chips und Bier versorgt. Als der Vorrat zu Ende ging, und er ging oft zur Neige, wurde jedes Mal die Frage ausgefochten, wer als nächster Nachschub zu besorgen habe. Die jungen Herren saßen in der Mitte einer vollbesetzten Reihe. Und jedes Mal wenn einer Nachschub holen ging, mussten zwanzig andere aufstehen, um den Versorger durchzulassen.

Genau vor mir thronte ein Sitzriese mit Frau. Die beiden hatten sich viel zu erzählen. Ute und Klaus wollten sich nach zwölf Ehejahren trennen, wusste die Frau. Die Kinder taten ihr am meisten Leid. Aber besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

"Da fällt mir ein", griff der Sitzriese das Stichwort just in dem Moment auf, als der Film begann, "im Büro gibt's wieder Ärger mit der Kaffeekasse!"

Der Film begann...Während der Vorspann über die Leinwand flimmerte, schilderte er seiner Gattin ausführlich seine Vorschläge zur Lösung der Kaffeekassenfrage, um schließlich resignierend aufzuseufzen: "Aber auf mich hört ja keiner!"

"Doch", wollte ich ihm widersprechen, "ich höre alles!"

Aber seine Gattin hatte längst ein neues Thema angefangen. "Stell dir vor, Merkels Kinder haben Läuse", gab sie jene Neuigkeit zum besten, die der Dame rechts von mir einen spitzen Schrei entlockte, dem eine Serie unmotivierter Zuckungen und abrupter Armbewegungen folgte. Währenddessen wurde mein linker Nachbar von einem Hustenreiz befallen, der ihn bis zum Abspann böse quälte. Ich tippte auf Bronchitis. Der Blasenknaller hatte aber nur sein Kaugummi verschluckt.

Nach dem Film traf ich Sitzriesen samt Gattin im Foyer des Kinos wieder. Sie standen an der Kasse und redeten auf den Herren hinter der Kinokasse ein.

"Kann man den Ton in Zukunft nicht ein bisschen leiser drehen?", beschwerte sich der Sitzriese. "Der Film war so laut, da konnte man sein eigenes Wort nicht verstehen!"

Was mich noch heute wundert, ist, dass während des ganzen Films kein einziges Handy geklingelt hat. Und nur viermal in zwei Stunden fiepte eine Digitaluhr durch den Saal. Auch das Baby machte keinen Mucks! Seine Eltern saßen hinter mir und schwiegen, wie es sich gehört. Nur einmal flüsterten sie miteinander. Es war eine halbe Stunde vor Filmende, als der Mann leise seine Gattin fragte: "Gefällt dir der Film?"

"Ein langweiliger Hollywoodschinken", gab die Frau ebenso leise zurück.

"Finde ich auch", erwiderte der Mann.

Und bevor sie dann den Kinosaal verließen, weckten sie noch rasch das Baby.
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© Alfred Krüger http://www.akrue.de/