Dem US-amerikanischen Anti-Spam-Gesetz CAN-SPAM-Act fehlt der nötige Biss. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der US-Emailsicherheitsfirma CipherTrust. Danach stammten rund 86 Prozent aller Spammails, die die Firma untersuchte, aus den USA selbst, obwohl das Anti-Spam-Gesetz seit Jahresbeginn in Kraft ist und den US-Spammern das Spammen schwerer machen sollte. Kritiker des Gesetzes fühlen sich bestärkt. Sie hatten sich für strengere gesetzliche Regeln eingesetzt. Fraglich bleibt, ob Anti-Spam-Gesetze überhaupt ein wirksames Mittel sind, um die grassierende Spamflut wirksam zu bekämpfen.
Spamproblem ist hausgemacht
Die US-amerikanische Firma CipherTrust hat rund fünf Millionen Spammails unter die Lupe genommen und auf ihre Herkunft untersucht. Frühere Untersuchungen waren zu dem Ergebnis gekommen, dass gut 40 Prozent des US-amerikanischen Spamaufkommens nicht aus den USA selbst, sondern aus anderen Ländern kamen. Die CipherTrust-Untersuchung bestätigt solche Zahlen nicht. Die Spam-Zähler aus Atlanta, Georgia, kommen vielmehr zu dem Ergebnis, dass gut 86 Prozent des gesamten US-amerikanischen Spamberges hausgemacht seien. Der Rest kam aus anderen Ländern wie Süd-Korea, China, Kanada oder der Ukraine. Damit nicht genug.
Das US-amerikanische Spam-Monopol
Erstaunlicherweise ließen sich nur 28 Prozent der in den Spammails ermittelten IP-Adressen US-amerikanischen Providern zuordnen. 29 Prozent der IP-Adressen ließen auf Spammer aus Südkorea, 23 Prozent auf Spamversender aus China und Hongkong schließen. Das bedeutet, dass die 28 Prozent Spamversender, nämlich diejenigen, die in den USA ihr Unwesen treiben, für sage und schreibe 86 Prozent aller Spammails verantwortlich zu machen sind. Mit anderen Worten: Die größten Spammer stammen aus den USA. „Es gibt eine kleine Anzahl an US-Spammern, die Millionen von Spammails aussenden“, fasst Dmitri Alperovitch von CipherTrust die Ergebnisse der Studie zusammen.
Keine Abschreckung durch hohe Strafen
Kritiker des CAN-SPAM-Acts hatten wiederholt erklärt, das Gesetz sei wirkungslos, weil es sich nur auf die USA beschränke, der größte Teil der Müllmails aber aus anderen Ländern stamme. Diese Kritiker werden durch die Studie eines Besseren belehrt. Sie behalten allerdings insofern Recht, als dass das Spamunwesen grundsätzlich nur durch gemeinsames Handeln aller Staaten wirksam zu bekämpfen ist. Allerdings sollten die USA dann bitte auch in ihrem eigenen Land damit beginnen. Das ist aber offensichtlich nicht der Fall. Der CAN-SPAM-Act, mittlerweile mehr als ein halbes Jahr in Kraft, konnte die hausgemachte Spamflut in US-Emailpostfächern kaum merklich reduzieren, obwohl das Gesetz US-Spammer mit Geldstrafen bis zu 6 Millionen Dollar und mit bis zu fünfjährigen Haftstrafen bedroht.
Strafverfolgung plus Spamfilter
Professionelle Spamversender lassen sich durch solche Strafen offenbar nicht abschrecken. Sie fühlen sich auf der sicheren Seite und denken sich immer neue Tricks und Methoden aus, um ihren Massenmüll anonym unters Cyber-Volk zu bringen. Solange solche Tricks Erfolg versprechen, wird sich daran auch nichts ändern. Schärfere Gesetze sind offenbar kaum das richtige Mittel, um der wachsenden Spamflut wirksam einen Riegel vorzuschieben. Dem Gesetz fehle der nötige Biss, meint Jennifer Martin von CipherTrust und plädiert erstens für Verbesserungen in der Verfolgung von Spamstraftaten und zweitens – nicht ganz uneigennützig - für eine technologische Lösung des Problems. Denn die Ergebnisse der Spamstudie kommen ihren Urhebern nicht völlig ungelegen, verdienen die umtriebigen Spam-Zähler aus Atlanta doch u. a. mit Spamfiltertechniken ganz gut ihr Geld.
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