Verbrechen per Mausklick
Hightech statt körperlicher Gewalt
McAfees Virtual Criminology Report ist der erste Bericht, der sich intensiv mit dem Zusammenhang von organisierter Kriminalität und Internet beschäftigt. Zwischen Juli und Dezember letzten Jahres befragte der Züricher Sicherheitsexperte Peter Troxler Mitarbeiter von Strafverfolgungsbehörden in zahlreichen europäischen Ländern und ergänzte diese Berichte durch eigene Recherchen. Seine Ergebnisse lassen aufhorchen. Danach nutze das organisierte Verbrechen in immer höherem Maße das Internet für seine kriminellen Machenschaften. Wo früher körperliche Gewalt eingesetzt wurde, bediene man sich heute der Hightech-Waffen, die das Internet zu bieten hat. Die kriminellen Aktivitäten sind im Grunde die gleichen geblieben. Sie umfassen einfache Erpressungen, groß angelegte Schutzgelderpressungen von Unternehmen sowie Betrug und Diebstahl. Die Mittel und Methoden haben sich jedoch grundlegend gewandelt.
Auftragsviren und -würmer
Das organisierte Verbrechen kauft sich zunehmend IT-Fachwissen auf dem hierfür bestehenden Schwarzmarkt ein, weiß die Studie zu berichten. Professionelle Hacker werden ebenso angeheuert wie so genannte Script-Kiddies, um bösartigen Code für Phishing-, Kreditkarten- und Erpressungsmaschen zu schreiben. Aber auch Viren, Würmer und Trojaner werden in Auftrag gegeben. Mit Hilfe dieser Schadprogramme sollen Computer weltweit infiziert und gehijackt werden. Die infizierten PCs werden dabei zu ferngesteuerten Zombie-PCs umfunktioniert, die zu so genannten Bot-Netzwerken zusammengefasst werden.
Schutzgelderpressung via Internet
Bot-Netzwerke bestehen oft aus 20 bis 30.000 gekaperten Einzelrechnern. Ihre geballte Kraft wird beispielsweise für gezielte Denial-of-Service-Angriffe auf Unternehmen benutzt. Zunächst wird das betroffene Unternehmen mit der Androhung eines solchen Angriffs erpresst. Wird nicht gezahlt, werden die Firmenwebserver per DoS-Attacke mit einer Vielzahl gleichzeitiger Anfragen in die Knie gezwungen. Die ersten Fälle einer solchen Schutzgelderpressung erfolgten auf Wettbüros während der letzten Fußball-Europameisterschaft.
Ein Botnet zum Stundenpreis von hundert britischen Pfund
Auch Firmen in Australien und Japan wurden laut McAfee-Studie bereits Opfer von Erpressungsversuchen durch ferngesteuerte Bot-Netzwerke. Urheber dieser Angriffe waren kriminelle Banden in Schweden, Lettland und Russland. Derzeit werden rund eine Million Computer weltweit für kriminelle Zwecke genutzt, ohne dass ihre Besitzer etwas davon ahnen. Etliche der als Bots bezeichneten Netzwerke mit fremdgesteuerten Computern werden von ihren kriminellen „Besitzern“ höchstbietend an das organisierte Verbrechen versteigert. Solche Bots seien, wie die McAfee-Untersuchung feststellt, bereits ab 100 britische Pfund pro Stunde zu haben.
Aktienbetrug online
Auch mit Online-Aktienbetrug lässt sich offenbar eine Menge Geld verdienen. Dabei kaufen Angehörige der Cyber-Mafia billig Aktien eines Unternehmens auf und verbreiten über das Internet massiv falsche Geschäftsinformationen, um den Kurs der gekauften Aktien in die Höhe zu treiben. Anschließend werden die eigenen Aktien zum neuen, völlig überhöhten Preis wieder verkauft. Das US-amerikanische Unternehmen Concorde America gehörte zu den Opfern solcher kriminellen Aktienmanipulationen. Der Aktienkurs wurde durch gefälschte Verlautbarungen auf einer Anlegerwebseite künstlich in die Höhe getrieben, ohne dass sich das Unternehmen dagegen wirksam hatte wehren können.
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