Abzocke, Datenklau und Werbemüll
Online-Verbraucherschutz ist mangelhaft
Am 15. März ist Weltverbrauchertag. Aus diesem Anlass hat der Bundesverband der Verbraucherzentralen zu einem Rundumschlag ausgeholt und der Online-Branche ein denkbar schlechtes Zeugnis ausgestellt. „Derzeit verdienen die Sicherheits-, Datenschutz- und Verbraucherschutzstandards der Online-Branche im Schnitt die Note mangelhaft“, erklärte Edda Müller vom Vorstand des VZBV. Das World Wide Web sei ein „Tummelplatz unseriöser Anbieter“. Aber auch die seriösen Anbieter werden vom Verbraucherschutzverband nicht mit Kritik verschont. „Anstatt sich um den Ausbau ihrer Produktpalette und neuer Shopsysteme zu kümmern, sollten sich die Internetanbieter lieber auf die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Kunden einstellen“, heißt es beim VZBV. Wichtigstes Ziel sei es, Online-Systeme sicherer zu machen. Nur so lasse sich die vom VZBV festgestellte „Vertrauenskrise“ beim E-Commerce überwinden.
Kampf den Phishern
Nicht nur E-Commerce und Internetshops bekommen schlechte Noten. Auch die Banken und Sparkassen werden wegen ihrer Online-Banking-Systeme scharf kritisiert. Spätestens die letzten Phishing-Attacken hätten deutlich gezeigt, dass die derzeit praktizierten Banking-Verfahren untauglich und unsicher seien, meinen die obersten Verbraucherschützer aus Berlin. Einer Studie des Fraunhofer Instituts zufolge fallen rund fünf Prozent der Phishing-Mail-Empfänger auf die Betrugsmasche der Phisher herein und loggen sich über die in den Mails angegebenen Webadressen auf gefälschten Webseiten ein. Deshalb fordern die Berliner Verbraucherschützer „fälschungssichere Websites“. Darunter verstehen sie eine „obligatorische Authentifizierung der Banken-Websites mittels qualifizierter elektronischer Signaturen“. Außerdem sollten die Überweisungs- und Zahlungssysteme durch zusätzliche Buchungsbestätigungen abgesichert werden.
Schwarzer Beweislast-Peter für die Banken
Beim Thema Online-Banking bekommt auch der Gesetzgeber sein Fett weg. Er soll verpflichtet werden, per Gesetz die Beweislastregelung umzukehren. Bisher muss der Bankkunde, der Betrügereien auf seinem Konto festgestellt hat, nachweisen, dass nicht er, sondern ein Dritter unberechtigten Zugriff auf das Konto hatte. Das soll sich ändern, ginge es nach dem VZBV. Der Schwarze Beweislast-Peter soll künftig bei den Banken liegen, die dem Kunden im Konfliktfall nachweisen müssten, dass alles mit rechten Dingen zugegangen ist – eine äußerst interessante Forderung. Sicherere Banking-Systeme lägen dann nämlich nicht mehr nur im Interesse der Online-Banking-Kunden. Auch die Banken selbst würden dann vermutlich alles daran setzen, ihre Systeme zu verbessern, um Schadensfälle zu vermeiden, für die sie finanziell geradezustehen hätten.
Einkaufen im Netz so sicher wie im Supermarkt
Erst die Ware, dann das Geld – dieses Prinzip soll künftig auch im Onlinehandel gelten, meint der Berliner VZBV. Untersuchungen belegen, dass bestellte und per Vorkasse bezahlte Waren vielfach nicht ankommen. Die Aufträge wurden zwar bestätigt und in Rechnung gestellt, aber nie geliefert. Vorkasse sei bei Onlinebestellungen deshalb generell abzulehnen. Als Alternative empfiehlt der Verbraucherschutzverband, die Zahlung über Treuhandsysteme abzuwickeln. Der dort hinterlegte Betrag wird nur dann an den Verkäufer ausgezahlt, wenn die Zustellung der Ware bestätigt wurde. „Geschäfte im Internet müssen so sicher werden wie das Einkaufen im Supermarkt“, brachte Edda Müller die Forderungen ihres Verbandes auf den Punkt.
Spamming gründlicher bekämpfen
Spammern soll es künftig stärker an den Kragen gehen, erklärt der VZBV. Anders als von der rotgrünen Bundesregierung geplant, sollte jede Art von Spam als Ordnungswidrigkeit eingestuft werden – egal, ob der Absender verschleiert ist oder nicht. Spamming mit kriminellem Hintergrund sollte als Straftat eingestuft werden. Gleichzeitig sollten die Internet Provider in die Pflicht genommen werden, effektive technische Maßnahmen gegen Spamming zu ergreifen.
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