Business as usual im Vorfeld der CeBit: Während sich Austeller und Messeleitung auf die weltgrößte Computerschau auf dem Messegelände in Hannover vorbereiten, ereignen sich im Vorfeld die üblichen kleinen und großen, in jedem Fall aber ärgerlichen Ungereimtheiten. Die Messeleitung hat Ausstellern Karten zum Sondertarif angeboten – Abgabe selbstverständlich nur an Fachbesucher. Ein großzügiger IT-Versandhändler hat kurzerhand seine sämtlichen Kunden zu Fachbesuchern ernannt und verteilt CeBit-Karten zum Nulltarif. In der Hotelbranche derweil das alte Bild: Obwohl die Messeleitung den Wucherpreisen den Kampf angesagt hat, explodieren die Übernachtungspreise wie eh und je.
CeBit-Karten (fast) zum Nulltarif
Was bitte ist ein Fachbesucher? Muss er Informatik studiert haben oder Programmierer sein? Muss er einen Job in der IT-Branche haben oder in seiner Firma Entscheider sein, zuständig für den Einkauf von IT-Equipment? In der Chefetage des IT-Versandhauses Pearl hält man solche Fragen offenbar für kleinlich. Hier ist man augenscheinlich der Meinung, dass jeder Kunde, der bei Pearl Hard- oder Software kauft, sich in der Branche auskennt und folglich ein Fachmann ist. Deshalb hat der Versandhändler aus Baden-Württemberg flugs 30.000 CeBit-Karten nahezu kostenlos unter seine Kunden gebracht. Fällig wurde nur eine Bankeinzugsgebühr in Höhe von 3,90 Euro.
Jeder Kunde ist ein Fachbesucher
Indirekt finanziert wurde das großzügige Kundengeschenk von der CeBit-Messeleitung selbst. Wie in jedem Jahr bietet die Messe AG für Aussteller große Kartenkontingente zum erheblich reduzierten Sonderpreis an. Die Karten, die sonst 38 Euro kosten, sollen von den Ausstellern an ihre Kunden und Geschäftspartner, mithin also an Fachbesucher weitergereicht werden können. So sieht es das Konzept der Messeleitung vor. Offenbar nutzte der findige Versandhändler Pearl eine Lücke in der Vereinbarung mit der Messe AG. Denn tatsächlich hat Pearl die Karten nur wie vertraglich abgemacht an seine Geschäftspartner weitergereicht. Als Massenversender hat Pearl jedoch viele Geschäftspartner – ob qualifizierte Fachbesucher oder nicht.
Gepfefferte Hotelpreise
Die überzogenen Hotelpreise in und um Hannover herum erwiesen sich in den vergangenen Jahren als großes Ärgernis. Aussteller beschwerten sich regelmäßig über Mondpreise jenseits von Gut und Böse. Für dieses Jahr hatte die Messeleitung schon im Vorfeld Besserung gelobt. Man wolle mit dem Hotel- und Gaststättenverband in Verbindung treten und für Mäßigung plädieren. Der Erfolg war offenbar gering.
Frühstück exklusive
Wie in jedem Jahr wird die CeBit-Messekuh vom Hannoveraner Hotelgewerbe nach Kräften abgemolken. Spitzenreiter ist laut Hannoverscher Allgemeiner Zeitung (HAZ) ein Hotel in Kleefeld, das Einzelzimmer in der Preiskategorie von 599 bis 799 Euro anbietet – nicht pro Woche, sondern pro Nacht. Frühstück geht natürlich extra. Außerhalb der Messezeit kosten dieselben Zimmer übrigens nur 49 Euro.
Vereinbarungen offenbar nicht eingehalten
„In vielen Einzelgesprächen ist es uns gelungen, 2500 Zimmer zu akzeptablen Konditionen zu akquirieren“, erklärt Messesprecher Hartwig von Saß gegenüber der HAZ. Je nach Entfernung und Standard gebe es diese Zimmer für Preise zwischen 150 und 300 Euro. Zu haben sind diese Angebote über eine Messewebseite. Die Seite selbst verweist allerdings im Hinblick auf die Buchung auf die jeweiligen Hotelwebseiten. Und hier werden ganz andere, nämlich sehr viel höhere Preise verlangt, wie die HAZ in Stichproben herausgefunden haben will. Die Messeleitung will nun nach der CeBit prüfen, ob die Vereinbarungen, die man mit dem Hotel- und Gaststättenverband abgeschlossen hatte, auch wirklich eingehalten worden sind.
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