Microsoft hat die Verbreitung seines Windows XP Service Packs 2 über das Filesharingsystem BitTorrent untersagt. Die Peer-to-peer-Gruppe Downhill Battle hatte seit einigen Tagen eine Kopie des SP 2 über das BitTorrent-Netzwerk vertrieben. Damit wollten die Filesharing-Aktivisten demonstrieren, wie gut sich gerade Peer-to-peer-Software für die Online-Verbreitung kommerzieller Software eigne. Hintergrund dieser Aktion ist der in den USA geplante Induce Act, der den Urheberrechtsschutz erweitern und die Hersteller von Filesharingsoftware gerichtlich zur Verantwortung ziehen will, wenn ihre Software Copyright-Verletzungen „vorsätzlich induziert“.
Der Induce Act will P2P-Technologien verbieten
Unwissenheit schützt vor Strafe nicht, heißt es. Aber offenbar schützt Unwissenheit keinen US-Politiker davor, Gesetze selbst dann zu verabschieden, wenn er von der zu Grunde liegenden Thematik kaum oder keine Ahnung hat. Es geht – wieder einmal – um die Peer-to-peer-Technologie. Der geplante Induce Act, der derzeit dem US-Kongress vorliegt, könnte in den USA juristisch das Aus für die gesamte Filesharing-Technologie bedeuten, sollte er Gesetz werden. Der Induce Act will die Hersteller von Filesharing-Software juristisch zur Verantwortung ziehen. Wer unbedarfte User durch Filesharing-Programme bewusst zu einer Verletzung von Urheberrechten verleitet, soll künftig für die dadurch entstandenen Schäden strafrechtlich verantwortlich sein. Hätte dieser Gesetzentwurf Erfolg, könnte ein faktisches Verbot jeglicher Peer-to-Peer-Software in den USA die Folge sein. Damit würde eine Technologie auf dem Altar speziell der US-Unterhaltungsindustrie geopfert, die weitaus mehr als nur den (illegalen) Tausch von Musik- und Filmdateien leisten kann.
Service Pack 2 via BitTorrent
Mit ihrem Schritt, das Windows XP SP 2 über das BitTorrent-Filesharingsystem anzubieten, wollten die Peer-to-peer-Aktivisten von Downhill Battle die legitime Rolle und die Möglichkeiten von Peer-to-peer-Systemen bei der Online-Distribution von kommerzieller Software unter Beweis stellen. Gerade vor dem Hintergrund des geplanten Induce Acts sei es wichtig zu zeigen, dass Peer-to-Peer-Technologien nicht nur illegales Filesharing, sondern die völlig legale Verbreitung von Software ermöglichen können, hieß es auf der Downhill-Battle-Webseite. Die Gruppe hatte eine Kopie der gut 260 Megabyte großen SP2-Profi-Version angefertigt und auf ihrer Webseite eine BitTorrent-Datei zum Download dieses SP 2 bereitgestellt. Die Verbreitung des wichtigen XP-Updates sollte dadurch beschleunigt und Microsoft unter die Arme gegriffen werden. Aber Microsoft lässt sich offenbar nicht gerne helfen.
Microsoft verbietet die Verbreitung seines Updates über P2P
Microsoft war über die ungebetenen Helfer aus der Peer-to-peer-Szene offenbar wenig erfreut, wollte die Aktion der Downhill-Battle-Aktivisten aber zunächst nicht kommentieren. Ein Sprecher riet allerdings allen SP2-Downloadern, die Windows XP eigene Update-Funktion zu nutzen, um das SP2 von den Servern in Redmond herunterzuladen, denn: „Mit Peer-to-peer weiß man nie, was man bekommt.“ Nun gibt es auch eine offizielle Stellungnahme aus Redmond. Den Betreibern der Webseite SP2Torrent wurde verboten, das SP 2 weiterhin anzubieten. Dieses Angebot verletze Urheberrechte des Softwarekonzerns und sei Softwarepiraterie, meinen die Juristen aus dem Hause Microsoft. Wer die ungenehmigte Verbreitung des SP2 in Filesharingsystemen entdecke, möge dies doch bitte umgehend an piracy@microsoft.com melden.
PR-Erfolg für Peer-to-peer
Die Downhill-Battle-Betreiber werten ihre Aktion dennoch als Erfolg. Man habe mehr als 100.000 Zugriffe gehabt, vielen Usern zu einem schnellen Zugriff auf das SP2 verholfen und die Öffentlichkeit außerdem auf die enormen legalen Möglichkeiten aufmerksam gemacht, die in der Peer-to-peer-Technologie stecken. Ob das auch die Abgeordneten im US-Kongress begriffen haben, wird sich in den nächsten Wochen zeigen…
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