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16. August 2004:

Alles wird gut? – Google geht an die Börse

Die heiße Phase hat begonnen. In einer so genannten „Holländischen Online-Auktion“ wird seit Freitag der Ausgabepreis für Google-Aktien ermittelt. Jüngsten Presseberichten zufolge soll er sich im Rahmen der angesetzten Preisspanne von 108 bis 135 US-Dollar bewegen, sogar im oberen Bereich. Googles Börsengang scheint also wie geplant zu funktionieren – und das ist die eigentliche Überraschung. Denn leicht haben’s die Google-Gründer der Finanzwelt nicht gemacht. Zuletzt sorgte ein recht offenherziges Interview mit dem meist nicht minder offenherzigen Playboy in der US-Finanzwelt für Aufregung.

Google-Aktien werden „holländisch“ versteigert
Google steht in den Startlöchern. Seit letzten Freitag läuft eine so genannte „Holländische Online-Auktion“, die dazu dienen soll, den Ausgabepreis für Google-Aktien zu bestimmen. Vom Prinzip her läuft diese Form der Auktion folgendermaßen ab: Der Auktionator gibt die unverbindliche Preisspanne pro Aktie bekannt. Die liegt bei Google-Aktien zwischen 108 bis 135 Dollar. Dann geben die Bieter ihre Gebote ab und nennen die gewünschte Anzahl an Aktien. Dieses Verfahren läuft so lange, bis alle Aktien „verkauft“ sind, wobei die Gebote bis zum Auktionsende geheim bleiben.

So wird der Preis bestimmt
Die Auktion ist zu Ende, wenn alle Aktien versteigert sind. Dabei werden die Stückzahlen der verkauften Aktien von oben nach unten addiert: Der Auktionator beginnt beim Bieter mit dem höchsten Gebot und registriert, wie viele Aktien dieser Bieter kaufen möchte. Dann wird der Bieter mit dem zweithöchsten Gebot berücksichtigt, und die von ihm gewünschte Aktienzahl wird zur Menge der bereits „verkauften“ Aktien hinzugezählt. Dieses Verfahren wird (von oben nach unten, also vom Höchstpreis absteigend) so lange fortgeführt, bis alle Aktien unter Dach und Fach sind. Das niedrigste Gebot, zu dem noch Aktien verkauft werden, gilt anschließend als verbindlicher Ausgabepreis. Der Haken bei der Sache: Wer weniger geboten hat, geht leer aus. Alle anderen Bieter erhalten die gewünschte Zahl an Aktien zum Preis des niedrigsten Gebots (siehe Grafik der Financial Times Deutschland).

Ein Herz für kleine Aktionäre
Diese Form der Preisfestsetzung soll vor allem Kleinanlegern die Möglichkeit geben, Google-Aktien zu „ersteigern“. Sie soll zudem zu einem „fairen“, marktgerechten Preis führen. Man möchte nämlich unter allen Umständen verhindern, dass der Kurs der Google-Aktie gleich nach der Erstemission unter den Ausgabepreis rutscht. Aber genau das könne geschehen, fürchten Kritiker der Auktion. Die Holländische Auktion verhindere eine unternehmsgerechte Preisfestsetzung, heißt es. Der Preis werde nicht durch die Gebote der etablierten Börsenprofis und von sachkompetenten Investoren festgelegt, sondern durch „Scharen von Kleinanlegern“, die den Ausgabepreis in „unhaltbare Höhe peitschen“ könnten. Hinterher könnte dann genau das eintreten, was die Google-Bosse gern verhindert hätten: Der Aktienkurs könnte unter den Ausgabepreis fallen, der Kleinanleger wäre dann der Dumme.

Der Playboy sorgt für Aufregung
Jüngsten Presseberichten zufolge bewegt sich die Preisspanne bei Google-Aktien bisher im festgelegten Rahmen, und hier eher im oberen Bereich. Dabei wäre der Google-Börsengang kurz vor Auktionsbeginn beinahe noch geplatzt. Schuld war ein Interview, das die beiden Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin dem US-Playboy gaben. Darin äußern sich Page und Brin zu den möglichen Auswirkungen, die der Börsengang auf Googles Unternehmenskultur haben könnte. Das sei ein Verstoß gegen die in den USA geltende Schweigepflicht, die jedes Unternehmen vor dem Börsengang aufgrund einschlägiger Gesetze einhalten muss, meinte die US-Börsenaufsicht und leitete Ermittlungen ein. Der voraussichtlich Donnerstag stattfindende offizielle Börsengang gerät dadurch aber offenbar nicht in Gefahr.

Don’t be evil
In ihrem Playboy-Interview geben sich die Google-Gründer reichlich offenherzig – zum Beispiel, wenn es um die Frage geht, nach welchen Maßstäben der Suchmaschinenprimus Werbeanzeigen akzeptiert. Google erzielt den überwiegenden Teil seiner Einnahmen aus den Werbeanzeigen, die die Firma kontextbezogen auf ihren Suchergebnislisten präsentiert. Getreu dem Google-Motto „Don’t be evil!“ akzeptiere man jedoch keinesfalls jede Werbeanzeige, erläuterte Brin dem neugierigen Playboy. „Wir akzeptieren zum Beispiel keine Anzeigen für harten Schnaps, aber für Wein“, was etwas mit persönlichen Präferenzen zu tun habe. Die „Don’t be evil“-Losung spiegele sich auch darin wieder, dass es bei Google keine Werbung für Schusswaffen gebe, was die US-Waffenindustrie natürlich sehr verärgere. „Wir versuchen nicht, unsere Vorstellungen von Ethik in die Suchergebnisse einfließen zu lassen“, brachte Brin die offizielle Firmenpolitik auf den Punkt. Wenn es aber um das Thema Werbung gehe, wähle man bewusst zwischen „guten“ und „bösen“ Anzeigen aus.

Gute Werbung – böse Werbung
Offenbar klappt diese Auswahl nicht immer und nicht bei jedem Werbekunden gleichermaßen. Denn Google war wegen seiner zum Teil nicht nachvollziehbaren „Werbepolitik“ bereits mehrfach ins Kreuzfeuer der Kritik geraten – zuletzt, als die Google-Verantwortlichen Anzeigen der Umweltschutzgruppe Ozeana ablehnten, die sich gegen Kreuzfahrttourismus im Allgemeinen und gegen die auch bei Google werbende Kreuzfahrtgesellschaft Royal Caribbean im Besonderen richteten. Letzterer warfen die Umweltschützer die Verklappung von Abwässern auf hoher See vor. Google strich die Anzeigen der Umweltschützer aus seinem Programm. Die Kreuzfahrer durften weiter werben. Google won’t be evil?

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