Der vor allem in den USA befürchtete größere Viren- oder Hackerangriff ist bisher ausgeblieben. US-amerikanische Antivirenexperten hatten spekuliert, dass Virenschreiber und Hacker den dritten Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001 als Anlass nehmen könnten, eine größere Attacke zu starten. Als Indiz dafür wurde z. B. das Auftauchen etlicher neuer MyDoom-Varianten gewertet. Mittlerweile ist MyDoom.AA auf dem Markt. Der Wurm verbreitet sich bisher recht langsam, enthält im Gepäck aber nicht nur eine exakte Beschreibung seiner Wirkungsweise, sondern auch ein Foto des deutschen Sasser-Autoren Sven J., gegen den kürzlich Anklage u. a. wegen Computersabotage erhoben worden war.
Wurm mit Bedienungsanleitung
Dass Wurmprogramme wie MyDoom eine Beschreibung ihrer Wirkungsweise im „Gepäck“ tragen, sei prinzipiell nichts Ungewöhnliches, meint Sam Curry von der US-Sicherheitsfirma Computer Associates. So sei es durchaus an der Tagesordnung, dass Virenautoren Antivirenfirmen beispielsweise auch direkt mit Material über ihre Schadprogramme belieferten. „Die meisten dieser Programme enthalten Read-me- und andere Textdateien, in denen beschrieben wird, wie man sie benutzen kann.“ Im Unterschied zu solchen relativ allgemein gehaltenen Beschreibungen liefere MyDoom.AA allerdings eine detaillierte Selbstbeschreibung. Warum? Antivirenexperten meinen, dass die MyDoom-Autoren damit lediglich Aufmerksamkeit erregen wollen, was sie, wie zum Beispiel auch dieser Artikel beweist, zweifelsohne auch geschafft haben.
Ein Foto im Gepäck
Doch MyDoom.AA enthält nicht nur eine ausführliche Beschreibung seiner Wirkungsweise und wie man ihn benutzen kann. MyDoom transportiert außerdem ein Foto des deutschen Sasser- und NetSky-Autoren Sven J., gegen den die Staatsanwaltschaft Verden kürzlich Anklage u. a. wegen Computersabotage erhoben hat. Auch hier stellt sich die Frage nach den Gründen. Sven J. hatte gegenüber den deutschen Strafverfolgungsbehörden gleich nach seiner Verhaftung erklärt, er habe seine NetSky-Würmer als „gute Würmer“ programmiert, um die „bösen“ Würmer MyDoom und Bagle zu bekämpfen. Tatsächlich enthielten die NetSky-Würmer Funktionen, die dafür sorgten, dass MyDoom und Bagle von infizierten Systemen gelöscht und Hintertüren, die diese „bad guys“ geöffnet hatten, wieder geschlossen wurden. Daraufhin war zwischen Sven J. und den Autoren speziell des MyDoom-Wurms ein privater Kleinkrieg ausgebrochen. Sie beschimpften sich regelmäßig in den Quellcodes ihrer Schadprogramme und veröffentlichten am laufenden Band neue Varianten ihrer erfolgreichen Wurmprogramme, um sich gegenseitig den Rang abzulaufen. Dass die MyDoom-Schreiber ihrer neuesten Wurmkreation nun ein Foto ihres enttarnten Widersachers beipacken, werten Antivirenexperten als letzten ironischen Seitenhieb in dieser Auseinandersetzung.
Vorläufige Entwarnung für MyDoom.AA
Der neue MyDoom-Wurm verbreitet sich derzeit kaum, obwohl er alle Zutaten für einen „erfolgreichen“ Wurm enthält. MyDoom.AA pflanzt sich über Email-Anhänge ebenso fort wie über Filesharing- oder Instant-Messaging-Systeme wie ICQ. Hat er einen PC infiziert, erhält ein möglicher Angreifer volle Kontrolle über das System, als säße er direkt am Keyboard. Die allermeisten Antivirenfirmen haben ihre Virensignaturen auf den neuesten Stand gebracht, sodass die neue MyDoom-Variante problemlos erkannt wird – vorausgesetzt natürlich, der User selbst hat diese Updates nicht verschlafen.
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