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18. Juli 2005:

Sicherheitsrisiko Google

Das größte Sicherheitsrisiko im Netz heißt Google. Wegen ihrer ungezügelten Datensammelleidenschaft ist die kalifornische Suchmaschinenfirma erneut in die Kritik geraten. Datenschützer warnen vor den enormen Datenmengen, die ein Privatunternehmen wie Google hortet und verwaltet. Solche Datenmengen könnten Begehrlichkeiten wecken – nicht nur bei kriminellen Datendieben, sondern auch bei staatlichen Ermittlungsstellen. Wie sicher sind Googles Datenwüsten vor unberechtigtem Zugriff? Und wozu benötigt Suchmaschinefirma Google diese Daten? Gibt es zwischen den einzelnen Google-Diensten Querverbindungen?

Wie lange kann Google sich Datenschutz leisten?
Wie immer, wenn die Suchmaschinenfirma wegen ihrer undurchsichtigen Datensammelpraxis im Kreuzfeuer der Kritik steht, wird erst einmal pauschal abgewiegelt. Wenn dann doch beharrlich nach den Einzelheiten der Datenspeicherpraxis gefragt wird, hüllt sich die Firma gern in diskretes Schweigen. Ansonsten wird das offizielle Google-Mantra heruntergebetet: „Google won’t be evil“ – böse will die Suchmaschine, die an der Börse notiert und ihren Aktionären gegenüber verantwortlich ist, niemals werden. Solchen Beteuerungen mag man gerne glauben, so lange es der Suchmaschinenfirma ökonomisch gut geht. Doch was geschieht, wenn Google wirklich kämpfen muss, wenn der derzeitige, vom Erfolg verwöhnte Suchmaschinenprimus ökonomisch stagniert oder möglicherweise gar eine rückläufige Geschäftsentwicklung zu verzeichnen hat und der Druck der Aktionäre wächst? Was geschieht dann mit den Daten, die die gute Suchmaschine in ökonomisch positiven Zeiten gehortet hat?

Datenberge als „stille“ Reserven
Kritiker befürchten, dass Googles Datenschutzbekenntnisse nur so lange gelten, wie sich die Suchmaschine diesen Datenschutz auch leisten kann. Der Datenbestand, den Google Tag für Tag anhäuft, ist eine „stille“ Kapitalreserve, auf die man in ökonomischen Krisenzeiten durchaus zurückgreifen könnte. Dabei geht es keineswegs um „Peanuts“, dabei geht’s ums große Geld. Google ist bekanntlich längst keine reine Suchmaschine mehr. In den letzten Monaten ist die Firma mit immer neuen Funktionen und Programmen an die Öffentlichkeit getreten. Die Gründe liegen auf der Hand. Google muss sich auf dem harten Suchmaschinenmarkt behaupten, und die Konkurrenz schläft nirgendwo. Deshalb nutzt der Suchmaschinengigant derzeit jede Möglichkeit, um sich von der Konkurrenz abzuheben.

Mehr Funktionen – mehr Daten
Neue Zusatzfunktionen und Erweiterungen der Programmpalette wie die Desktop-Suche oder die Google Toolbar heben die Suchfirma zumindest kurzfristig von anderen Suchmaschinenbetreibern ab. Sie binden Kunden an die Suchmaschine und bringen Google außerdem in die Medien. Zusätzliche Dienste und Funktionen wie GMail, Desktop-Suche, die praktische Toolbar, die Search-History oder das kostenlose Bildverwaltungsprogramm Picasa sind praktisch und werden von Google-Usern millionenfach und gern genutzt. Datenschützer warnen zwar, dass Google mit jeder neuen Funktion, mit jedem neuen Dienst mehr Privates über seine Kunden erführe. Den meisten Nutzern war und ist das offenbar egal. Sie nutzen die unbestreitbaren Vorzüge der neuen Dienste, kümmern sich ansonsten aber wenig darum, was die Suchmaschine mit den Datenbergen macht.

Goldgrube für kriminelle Hacker
Gefahren drohen gleich von mehreren Seiten. Angesichts der jüngsten Fälle von Datendiebstahl in den USA stellen sich Experten die Frage, wann kriminelle Datendiebe auf die Idee kommen, die Google-Server zu attackieren und die dort lagernden privaten Informationen zu stehlen. Lohnenswert wären beispielsweise die GMail-Kundendaten. GMail wirbt damit, dass man wegen des enormen Speicherplatzes von derzeit zwei Gigabyte keine Mail mehr löschen müsse, sondern alles archivieren könne. Für adresshungrige Spammer wären diese Datenbestände eine wahre Goldgrube, für die sie gern entsprechend tief in die Tasche greifen würden. Noch lohnender wären die Daten, die im Zusammenhang mit Googles demnächst startendem Internetbezahldienst gespeichert werden. Findige Hacker könnten zudem die derzeit offenbar getrennt verwalteten Datenbanken miteinander kombinieren. Den realen Namen eines Google-Nutzers oder seine Emailadresse erführen sie über GMail, seine Surfgewohnheiten über Search-History, seine finanziellen Transaktionen über den geplanten Bezahldienst.

Das FBI hat Blut geleckt
Auch staatliche Ermittlungsbehörden dürften längst ihre „Ermittlungs“-Finger Richtung Google ausgestreckt haben. Google weiß beispielsweise exakt, wer mit wem worüber per Email kommuniziert, was derselbe Kunde bloggt, worüber er mit anderen chattet und welche Bücher oder Nachrichten er liest. Google speichert IP-Adressen und die Suchgeschichte seiner Kunden. Jede besuchte Webseite wird dokumentiert. Ermittler reiben sich die Hände angesichts eines solchen Daten-Eldorados auf den Webservern eines privaten Unternehmens, das nur dem eigenen Ehrencodex und den ansonsten eher laxen US-amerikanischen Datenschutzbestimmungen unterworfen ist. Offiziell gibt es keine Zusammenarbeit zwischen Google und US-amerikanischen Ermittlungsbehörden – glaubt man Google.

Daten nur per gerichtlicher Anordnung
Wenn die Suchmaschinenbetreiber in zivilgerichtlichen Verfahren zur Herausgabe bestimmter Datensätze per richterlicher Anordnung gezwungen werden, würden die betroffenen Google-Kunden stets gewarnt, damit sie sich gerichtlich gegen den Herausgabeanspruch zur Wehr setzen könnten, erklärte Google-Sprecherin Nicole Wong. Über ihr Verhalten bei strafrechtlich relevanten Ermittlungen schweigt sich die Firma aus. Wong wies zwar darauf hin, dass Google Kundendaten nur auf gerichtliche Anordnung hin herausgebe. Wie oft das geschehe, wissen nur die Suchmaschinenbetreiber selbst. Exakte Zahlen sind von Google nicht zu bekommen.

Wenn das FBI kommt
Hintergrundinformationen zu Tatverdächtigen, die man aus Emails, Surf- oder Einkaufs- und Bezahlgewohnheiten interpretieren kann, dürften für die Ermittlungsbehörden besonders interessant sein. Google mag sich zwar tatsächlich dagegen sträuben, gewünschte Informationen freiwillig herauszugeben. Die Strafverfolger würden dann jedoch Gerichte einschalten, um die Herausgabe zu erzwingen. In dem Maße, wie Google immer mehr über das Privatleben seiner Kunden einschließlich Chats und Blogs erfahre, wird die Suchmaschine zu einem immer wichtigeren Ermittlungswerkzeug für die Polizei, meint beispielsweise Ex-Staatsanwalt Mark Rasch.

Werden die Datenbanken verknüpft?
Und wie steht es mit dem Google-internen Datenschutz? Kritiker bemängeln auch hier, dass die Suchmaschinenbetreiber nie konkret werden, wenn sie beispielsweise gefragt werden, ob die Daten, die durch die unterschiedlichen Google-Dienste gesammelt werden, firmenintern miteinander verknüpft werden. Zugriff auf Kundendaten hätten nur einige wenige Google-Mitarbeiter, heißt es. Dadurch solle Missbrauch verhindert werden. Vage angedeutet wird, dass die Daten, die mit den unterschiedlichen Diensten gesammelt werden, auch miteinander verknüpft werden. Wann und zu welchem Zweck, ob regelmäßig oder nur in wie auch immer begründeten Ausnahmefällen – darüber schweigt sich Google aus.

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