Spamming kann teuer werden. Zumindest wenn man in den USA wohnt, beim Spammen erwischt und vor einem Gericht im US-Bundesstaat Iowa verklagt wird. Dort hat ein großzügiger Richter einem Internet Service Provider die Rekordsumme von mehr als einer Milliarde US-Dollar als Entschädigung zugesprochen, weil er das Opfer von Spammern geworden war. Dieses Urteil mag zwar spektakulär sein. Doch der Kläger wird von der Entschädigung kaum etwas sehen. Auch wird das scharfe Urteil auf Profi-Spammer keineswegs abschreckend wirken. Denn das Versenden von unerwünschten Werbemails ist immer noch sehr profitabel.
Zehn Millionen Spammails pro Tag
Robert Kramers Email-Server brach unter der Lawine von tagtäglich rund zehn Millionen Spammails, die er an seine fünftausend Kunden zu verteilen hatte, nahezu zusammen. Er wollte sich den unerwünschten Werbemüll nicht länger bieten lassen, ermittelte die Daten von rund dreihundert Spammern, die seine Server mit Müllmails bombardierten, und verklagte sie. Seine Klage reichte er im Jahr 2001 ein – das Urteil wurde jetzt gesprochen. US-Bezirksrichter Charles Wolle sprach dem Geschädigten Entschädigungszahlungen in Höhe von mehr als einer Milliarde US-Doller zu. Den Hauptteil davon, 720 Millionen US-Dollar muss das Unternehmen AMP Dollar Savings aus Arizona blechen. Zwei weitere Spam-Firmen müssen 360 Millionen bzw. 140.000 Dollar an Mr. Kramer zahlen.
Kaum Hoffnung auf Entschädigungszahlungen
Bezirksrichter Kramer hat sich mit seinem Urteilsspruch streng an die Gesetze des Bundesstaates Iowa gehalten. Die sehen nämlich vor, dass pro erhaltener Spammail ein Schadensersatz von zehn Dollar verlangt werden kann. Trotz des positiven Urteils wird Kläger Robert Kramer vermutlich kaum etwas von der ihm zugesprochenen Entschädigungssumme sehen. Die verklagten Firmen sind nicht zahlungskräftig genug, um solche Summen überweisen zu können. Kramers Anwältin hofft, dass ihr Mandant wenigstens nicht auch noch auf den entstandenen Verfahrenskosten sitzen bleiben werde.
Spam bleibt ein lukratives Geschäft
Eine abschreckende Wirkung wird dieses Urteil ebenfalls kaum entfalten können. Es wird allenfalls dazu führen, dass sich die Spammer bessere und wirkungsvollere Methoden überlegen, um ihren unangenehmen Werbemüll unters Email-Volk zu bringen. Denn trotz aller Aufklärungsarbeit durch Medien und Internetprovider bleibt Spam für seine Versender immer noch ein äußerst lukratives Geschäft. Es gibt immer noch Spam-Empfänger, die die Werbebotschaften für Pornografie, Penisverlängerung, Viagra, Software oder Kreditangebote ernst nehmen und anklicken. Die insgesamt relativ geringe Empfängerzahl, die auf Spammails reagiert, reicht schon aus, um den Versendern gute Geschäfte zu bereiten.
Die Masse macht’s
Wie während des Prozesses gegen Jeremy Jaynes, einem Spammer, der kürzlich im US-Bundesstaat Virginia vor Gericht stand, aufgedeckt wurde, wird zwar durchschnittlich nur eine von 30.000 Spammails beantwortet. Doch die Masse macht’s. Rechnet man diese Antwortquote auf die millionenfache Verbreitung einer Spammail hoch, ergibt sich eine ansehnliche Zahl von Antworten. Spammer Jaynes erhielt pro Monat mehr als zehntausend Antworten zu dem Kreditkatenangebot, das er per Spam bewarb. Seine Auftraggeber zahlten ihm pro Antwort 40 Dollar. Sein Monatsumsatz lag demzufolge bei rund 400.000 Dollar – eine Summe, für die eine alte Oma ziemlich lange stricken muss…
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