Die Mozilla-Entwickler wollen offenbar die Gunst der Stunde nutzen und schießen eine weitere Breitseite gegen Hauptkonkurrent Microsoft ab: Sunbird, die Kalenderanwendung aus dem Hause Mozilla steht ab sofort als Release Candidate 0.2 öffentlich zum Download bereit. Die Kalenderapplikation soll an den Erfolg des kürzlich veröffentlichten Open-Source-Browsers Firefox sowie des ebenfalls kürzlich freigegebenen Email-Clients Thunderbird anknüpfen. Die Mozilla-Entwickler arbeiten derzeit offenbar an einem Projekt namens Lightning, das die Kalenderapplikation Sunbird in die Emailanwendung Thunderbird integrieren soll. Das Angriffsziel steht damit fest. Es heißt Microsoft Outlook.
Firefox auf Erfolgstour
Die Mozilla Foundation schwimmt derzeit auf einer bis vor kurzem noch ungeahnten Erfolgswelle. Der Browser Firefox wurde innerhalb eines einzigen Monats mehr als zwölf Millionen Mal aus dem Netz geladen und konnte den Internet Explorer erstmals auf einen Marktanteil von unter 90 Prozent drücken. Der Microsoft-Browser bleibt damit zwar immer noch absoluter Marktführer, doch seine Dominanz hat mit dem Erfolg des Firefox arge Kratzer bekommen. Ursache sind natürlich die negativen Schlagzeilen, die der Internet Explorer wegen seiner eklatanten Sicherheitsmängel und seiner veralteten Technik macht. Doch auch auf dem Browsermarkt gilt: Werbung belebt das Geschäft. Deshalb wurden in großen US-amerikanischen und deutschen Zeitungen ganzseitige Anzeigen mit Werbung für den Firefox geschaltet. Um diese Anzeigen finanzieren zu können, ergingen Spendenaufrufe. Innerhalb kürzester Zeit waren die nötigen Summen zusammen gekommen.
„Lightning“ gegen MS Outlook
Ob und inwieweit auch der Emailanwendung Thunderbird ein ähnlicher Erfolg gegenüber dem Marktführer Outlook bzw. Outlook Express beschieden sein wird, hängt Marktbeobachtern zufolge davon ab, wie schnell die Mozilla-Entwickler zusätzliche Funktionen wie die Kalenderapplikation in ihren Email-Client integrieren können. Die nun veröffentlichte Sunbird-Anwendung wird als erster Schritt in dieser Richtung betrachtet. Sie wurde jetzt zwar als Stand-alone-Applikation veröffentlicht, soll aber den Planungen der Mozilla-Entwickler zufolge demnächst in den Email-Client Thunderbird eingebaut werden. Das Projekt trägt den Namen Lightning und soll dem Outlook- oder Outlook-Express-Anwender den Umstieg auf die entsprechende Open-Source-Software erleichtern.
Microsoft demonstriert Gelassenheit
Microsoft beobachtet den neuerlichen Vorstoß der Mozilla Foundation zumindest nach außen hin mit demonstrativer Gelassenheit. Die überwiegende Mehrheit der professionellen Outlook-Nutzer nutze auch Exchange, den Email-Server aus Redmond. Etwas Entsprechendes habe Mozilla derzeit nicht auf Lager, heißt es sinngemäß in einem Microsoft-Statement. Außerdem würden Outlook-Kunden weitaus mehr erwarten als nur simple Kalenderfunktionen oder die Möglichkeit, Emails zu senden und zu empfangen. Sowohl der Email-Client Thunderbird als auch das Kalenderprogramm Sunbird seien für Microsoft Outlook daher keine ernsthaften Konkurrenten. Zum geplanten Lightning-Projekt äußerte sich Microsoft nicht.
Sunbird vorerst nur zu Testzwecken
Sunbird wurde als Release Candidate in der Version 0.2 veröffentlicht. Das Programm ist für Windows, Linux und Mac OS X erhältlich. Die Entwickler weisen ausdrücklich darauf hin, dass es sich bei dieser Version um eine Testversion handelt, die sich noch in der Entwicklungsphase befindet und deshalb noch nicht für den regulären Einsatz geeignet ist. Sunbird basiert auf der Kalenderkomponente der Mozilla-Web-Suite, wurde aber generalüberholt und mit einem neuen Design versehen. Als eigenständiges Kalenderprogramm zielt Sunbird zunächst hauptsächlich auf die Nutzergruppe, die bereits Firefox und/oder Thunderbird installiert hat.
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