Kampf der Formate
Ring frei zur letzten Runde
Der Kampf um das neue DVD-Format geht in die letzte, alles entscheidende Runde. Bereits in den nächsten Wochen soll sich japanischen Presseberichten zufolge entscheiden, welches Format künftig von allen Beteiligten unterstützt werden wird. Die Zeit drängt. Denn bereits auf der letzten CeBIT hatten beide Unternehmenslager nahezu serienreife Endgeräte präsentiert, die allerdings nur die jeweils favorisierten Formate unterstützen. Gleichzeitig hatten die Unternehmen angekündigt, die ersten Geräte bereits Ende 2005 auf den Markt zu werfen. Die konkurrierenden Unternehmen haben also schon große Summen in die Entwicklung investiert, die niemand gern und freiwillig abschreiben wird. Außerdem standen sich die beiden Format-Lager bisher unversöhnlich gegenüber. Jedes Lager behauptete, sein Format sei das bessere. Es ist daher von zähen Verhandlungen auszugehen.
Nur der blaue Laser ist bei beiden gleich
Sowohl HD-DVD als auch Blu-ray verwenden wegen der hohen Datendichte zum Abtasten und Auslesen der Informationen einen blauen Laser. Ansonsten gibt es zwischen beiden Formaten gravierende Unterschiede. Die HD-DVD, die nicht nur von Toshiba sondern auch von NEC, Intel, IBM und Warner favorisiert wird, speichert 30 Gigabyte und könnte problemlos in den bisherigen DVD-Fabriken hergestellt werden. Die Produktionsanlagen müssten nur wenig modifiziert werden. Demgegenüber erfordert die Blu-ray-Disc, die von Sony, Panasonic, Pioneer, LG sowie auch von Philips unterstützt wird, völlig neue Produktionsstrecken. Blu-ray-Discs haben jedoch mit 50 Gigabyte eine wesentlich höhere Speicherkapazität.
Die Inhalte kommen aus Hollywood
Im Kampf der Formate haben neben den Hardwareproduzenten auch die großen US-amerikanischen Filmgesellschaften ein Wörtchen mitzureden. Denn aus Hollywood kommen die Inhalte, die später einmal per HD-DVD oder Blu-ray-Disc vermarktet werden sollen. Das Lager, das sich der Unterstützung der großen US-amerikanischen Filmstudios versichern könnte, hätte also gute Karten, den eigenen Standard durchzusetzen. Doch auch die US-Filmindustrie ist sich bisher uneins. Während Disney und 20th Century Fox für das Blu-ray-Format votieren, wollen Warner und Universal ihre Filme lieber auf HD-DVDs brennen.
VHS vs. Betamax und Video 2000
Bereits in den 1980er Jahren gab es bei den damals neuen Videokassetten einen ähnlichen Formatkampf. Die Herstellerfirmen hatten sich nicht auf ein industrieeinheitliches Format einigen könnten und ließen den Markt entscheiden. Hier konkurrierten die Systeme VHS, Video 2000 und Betamax um die Gunst der Kunden. Durchsetzen konnte sich am Ende das VHS-Format, obwohl es dem Betamax-System auf Grund seiner geringeren Video-Bandbreite technisch unterlegen war.
Beide Lager gleich stark
Konkurrieren zwei oder mehrere Formate miteinander, macht am Ende das Format das Rennen, das in der Wirtschaft auf die breitere Unterstützung bauen kann. Wer mehr Partner um sich schart, wird sein Format am Ende durchsetzen. Diesmal ist der Druck, zu einer Einigung zu kommen, allerdings besonders groß. Denn sowohl Sonys Blu-ray als auch Toshibas HD-DVD haben eine breit angelegte Unterstützerbasis um sich herum aufgebaut. Keines der beiden Lager will nun offenbar riskieren, dass die Entscheidung für oder gegen ein Format über den Markt ausgetragen wird. Konkurrenz mag sonst zwar das Geschäft beleben, kann aber im Formatstreit für die beteiligten Konzerne zu einer kostspieligen Angelegenheit werden. Der Druck, zu einem Verhandlungsergebnis zu kommen, ist schon deshalb besonders hoch.
Neue Hardware braucht das Land
Wie sich die Elektronikkonzerne in den nächsten Tagen oder Wochen auch entscheiden mögen, die Zeche zahlt am Ende der Verbraucher. Die herkömmlichen Abspielgeräte lassen sich nämlich weder mit Blue-ray-Discs noch mit HD-DVDs füttern. Wer Heimkino oder Wohnstubendisco mit den Inhalten der neuen Scheiben betreiben möchte, braucht einen neuen Player.
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