Die magische Grenze wurde bereits im letzten Jahr überschritten, als der (N)Onliner Atlas 2003 schlagzeilenträchtig verkündete: 50,1 Prozent der Deutschen seien online. Der neueste (N)Onliner Atlas, der jedes Jahr von der Initiative D21 herausgegeben wird, kann man mit solchen symbolträchtigen Zahlen nicht aufwarten. Die Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr liegen eher im Detail.
Wachstum der Internet-Nutzung wird langsamer
Zum vierten Mal in Folge hat das Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid das Online-Befinden der Deutschen untersucht. Auftraggeber ist die Initiative D21, der u. a. Firmen wie Siemens und die Deutsche Telekom sowie das Bundeswirtschaftsministerium angehören. Rund 30.000 Interviews hat Emnid durchgeführt und ausgewertet. Das Ergebnis ist im (N)Onliner Atlas 2004, dem vierten seiner Art, nachzulesen. Danach hat sich der Anteil der notorischen Internetmuffel weiter verringert. Exakt 2,6 Prozent mehr Bundesbürger sind im Vergleich zum Vorjahr online. In absoluten Zahlen ausgedrückt surfen derzeit 33,9 Millionen Bundesbürger mehr oder weniger regelmäßig durchs Netz oder schreiben Emails. Gleichzeitig ist die Zahl derjenigen zurückgegangen, die in der Befragung angaben, in absehbarer Zeit ans Netz gehen zu wollen. Solche Zahlen deuten auf ein verlangsamtes Wachstum in der Internetnutzung hin.
Deutschland im europäischen Mittelfeld
Im europäischen Vergleich belegt Deutschland damit nur einen Platz im Mittelfeld. Das soll in Zukunft anders werden. Das Ziel der Bundesregierung sei es laut Wirtschafts-Staatssekretär Alfred Tacke, den Anteil der aktiven Onliner bis zum Jahr 2006 auf 75 Prozent zu erhöhen. Mit welchen Mitteln die Bundesregierung dieses Ziel erreichen wolle, erklärte Tacke allerdings nicht. Immerhin konnte er stolz verkünden, dass es nirgendwo so viele Webseiten pro Einwohner gebe wie in Deutschland, nämlich pro tausend Einwohner 85 Stück.
Frauen und Ältere auf dem Vormarsch
Der typische Internetnutzer ist nicht mehr jung und männlichen Geschlechts. Die von Emnid ermittelten aktuellen Zahlen zeigen vielmehr, dass besonders Frauen und Senioren immer öfter online gehen. Zwar nutzen derzeit erst 45 Prozent der Frauen das Internet, während 60 Prozent der Männer gern durchs Netz der Netze surfen. Doch der Anteil der surfenden Frauen nimmt ebenso deutlich zu wie die Zahl derjenigen Internetnutzer, die älter als 50 sind. In der Altersgruppe der 50- bis 59-jährigen begeben sich sogar erstmals über 50 Prozent ins Netz.
Wenigverdiener surfen auch weniger
Während das oft beklagte West-Ost-Gefälle zwischen alten und neuen Bundesländern langsam geringer wird, ist die Internetnutzung in Deutschland immer noch eine Frage des Einkommens und der Bildung. Im Osten haben Thüringen und Brandenburg den bundesdeutschen Durchschnitt knapp erreicht. Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern hinken allerdings noch hinterher. Es gebe aber eben nicht mehr die auffällige Diskrepanz zwischen Ost und West wie in den Jahren zuvor. Dafür gebe es nun laut TNS Emnid auffällige Unterschiede zwischen strukturschwachen- und starken Regionen. Das korrespondiert mit dem Ergebnis, dass Wenigverdiener (unter 1000 Euro Nettoeinkommen), die in strukturschwachen Gegenden häufiger zu finden sind, das Internet nur zu 30 Prozent nutzen. 77 Prozent sind es bei denjenigen, die mehr als 3000 Euro im Monat nach Hause bringen.
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