Immer wieder angekündigt, und genauso oft verschoben – die endgültige Version des lang erwarteten Service Packs 2 für Windows XP steht vor der Tür. SP2 wird vermutlich noch in den nächsten Wochen auf den Markt kommen, etliche neue Funktionen enthalten und vor allem neue Sicherheitsfunktionen bieten. Experten sehen dem Update mit gemischten Gefühlen entgegen und stellen schon die Frage: Löst SP2 ein Chaos aus?
Mehr Sicherheit durch SP2
Offiziell läuft der Service Pack 2 unter dem Etikett eines Updates, mit dem vor allem Sicherheitsprobleme gelöst werden sollen. Er wird sich wie ein ganz normales Sicherheitsupdate über die Windows-Update-Funktion herunterladen und installieren lassen. Tatsächlich handelt es sich jedoch nicht um ein reines Update, das Fehler korrigiert, sondern eher um ein Windows-Upgrade, das etliche neue Windowsfunktionen im Gepäck hat. Der Service Pack 2 für Windows XP soll in erster Linie für mehr Sicherheit im PC sorgen. Es wird dem XP-User ein spezielles Sicherheitscenter bieten, mit dessen Hilfe er alle Einstellungen, die bisher in diversen XP-Unterprogrammen versteckt waren, zentral und übersichtlich verwalten kann.
Windows mit vergitterten Fernstern
Auch an den XP-Standardeinstellungen werden Änderungen vorgenommen. So macht die eingebaute Firewall per default alle Schotten dicht. Windows-Fenster sind ab dann vergittert. Insgesamt wird der SP2 in vier wichtigen Bereichen erhebliche Änderungen vornehmen: im Bereich Netzwerksicherheit, Speicherschutz sowie Email- und Browsersicherheit. Auf Grund der Vielzahl geänderter Systemeinstellungen und wegen der neuen Funktionen sprechen Software-Experten wie der US-Amerikaner Rob Helm vom Windows XP Service Pack 2 als prinzipiell neuem Betriebssystem. Es setze zwar auf dem alten XP auf, bringe aber so viele neue Funktionen und Einstellungen mit sich, dass der durchschnittliche XP-User schnell überfordert sein könnte.
Wie kompatibel ist SP2?
Nicht nur der DAU, der Dümmste Anzunehmende User, könnte mit SP2 Probleme bekommen. Fraglich ist z. B. auch, wie kompatibel das aufgemotzte und abgesicherte Windows XP zur benutzten Soft- und Hardware ist. SP2 soll Windows XP sicherer machen, und das könnte möglicherweise auf Kosten der Kompatibilität geschehen. Im Ergebnis könnten etliche Programme nicht mehr laufen, Hardware könnte nicht mehr funktionieren. Microsoft hat zwar Entwicklern und IT-Profis die Möglichkeit zum Testen des Updates gegeben. Die Testberichte einiger Systemadministratoren klingen dabei alles andere als viel versprechend.
Probleme mit der Firewall
So wurden bereits Klagen darüber laut, dass in großen Computernetzwerken Probleme durch die neuen Einstellungen der XP-Firewall auftreten könnten. Thomas Smith, Systemadministrator einer großen Firma mit Sitz in Houston, Texas, beklagte etwa, dass dadurch sein Kontakt zu den ungefähr 5000 Einzel-PCs, die er zu managen hat, abreißen werde. Die Einzel-PCs sind übers Internet mit der Zentrale verbunden. Als Verbindungssoftware diene ein Programm der Firma Cisco. Die einzelnen PCs können durch ein spezielles Programm der Firma Altiris ferngesteuert und überwacht werden. Würden diese PCs nun per SP2 auf den neuesten Stand gebracht, käme eine Verbindung wegen der standardmäßig eingeschalteten Windows-Firewall nicht mehr zu Stande. Natürlich ließe sich dieses Problem bereits im Vorfeld lösen, indem die einzelnen User vor dem Update genauestens darüber informiert würden, welche Einstellungen sie vorzunehmen haben, damit alles wie gewohnt funktioniert. Trotzdem sind solche Probleme und Irritationen kein Einzelfall. SP2 ist eben kein normales Update – SP2 ist mehr.
Neue Fehlermeldungen
Unverständliche Fehlermeldungen gehören zu Windows wie das Salz zur Suppe. SP2 wird davon noch etliche mehr auf den Bildschirm des verwirrten Anwenders zaubern. Er wird beispielsweise darüber informiert werden, wenn seine Sicherheitseinstellungen nicht optimal sind. Solche und ähnliche Meldungen, die den ahnungslosen User unvorbereitet treffen, werden dazu führen, dass die Hotlines glühen. Microsoft will sich darauf vorbereiten. Man arbeite derzeit verstärkt an einem Support-Plan, erklärte Microsoft-Sprecher Matt Pilla. Die Einzelheiten würden noch diskutiert, doch eines stehe bereits fest: Anders als beim Service Pack 1 werde Microsoft weltweit einen kostenlosen Telefon-Support für SP2 anbieten. Im Übrigen hängt Microsoft-Sprecher Pilla die Probleme, die SP2 den Endusern bescheren könnte, in üblicher Microsoft-Manier recht tief. SP2 sei eines der bisher am meisten getesteten Produkte. Tausende Entwickler und IT-Profis hätten SP2 bisher getestet – mit welchem Ergebnis, darüber schweigt sich Pilla aus.
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