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29. Dezember 2004:

AOL verkündet Rückgang bei Spam

Werbung oder Wahrheit? AOL, weltgrößter Internet-Provider mit rückläufigen Nutzerzahlen, wirft zum Jahresschluss eine gute Nachricht auf den Medienmarkt: Die Zahl der Spam-Mails an AOL-Kunden sei erheblich zurückgegangen. Auch die Beschwerden von AOL-Kunden über unerwünschten Werbemüll seien rückläufig. Die Gründe dafür sind dem US-amerikanischen Internet- und Mailprovider selbstverständlich ebenfalls bekannt. Schuld seien u. a. die hervorragend arbeitenden Spam-Filter, die AOL seinen Postkunden zur Verfügung stellt. Diese Filter seien so gut, dass immer mehr Spammer keine Werbemails mehr an AOL-Kunden verschicken würden, da diese unerwünschten Mails AOL-Adressen kaum noch erreichen, sondern vorher ausgefiltert würden.

Weniger Beschwerden – weniger Mails – weniger Spam?
Es ist zu schön, um wirklich wahr zu sein: Während das Spam-Aufkommen weltweit immer noch im Steigen begriffen ist, können sich AOL-Mitglieder wie auf einer von Spam befreiten Insel glückseliger Emailpostfachbesitzer wähnen – glaubt man der jüngsten Pressemitteilung aus dem Hause des US-amerikanischen Internet- und Mailproviders AOL. Zum ersten Mal seit fünf Jahren sei 2004 die Zahl der Spam-Mails an AOL-Kunden rückläufig gewesen, heißt es dort. Belegt wird diese Behauptung erstens mit der rückläufigen Zahl der Kunden, die sich bei AOL über unerwünschten Werbemüll beschwerten. Im November letzten Jahres erhielt der in Dulles, Virginia, ansässige Mailprovider durchschnittlich rund 11 Millionen Beschwerden pro Tag. Bis zum November 2004 habe sich diese Zahl um sage und schreibe 75 Prozent auf nur noch 2,2 Millionen Beschwerdemails reduziert. Gleichzeitig habe man bei AOL festgestellt, dass AOL-Kunden im November dieses Jahres nur noch 1,6 Milliarden Mails pro Tag erhielten, während es im Vergleichsmonat des Vorjahres noch 2,1 Milliarden Mails gewesen seien. Dieser Rückgang um 22 Prozent lasse sich nahezu ausschließlich damit begründen, dass AOL-Kunden immer weniger ins Visier von Spammern geraten seien. Dass AOL seit geraumer Zeit mit rückläufigen Nutzerzahlen zu kämpfen hat, bleibt in der euphorisch klingenden Pressemitteilung allerdings vollständig unerwähnt.

Filtert AOL tatsächlich besser?
Die Ursachen für diese erstaunliche Entwicklung liegen AOL zufolge auf der Hand: Schuld seien die verbesserten Spam-Filter des Mailproviders. Viele Spammer würden das Handtuch werfen, da sie einsähen, dass ihre Werbemails immer weniger AOL-Kunden erreichten, heißt es bei AOL. Auch die US-amerikanische Anti-Spam-Gesetzgebung habe zum Rückgang der Spam-Mails beigetragen, weiß Carl Hutzler, Anti-Spam-Koordinator bei AOL, zu berichten – eine gänzlich unerwartete Einschätzung, waren Kritiker der US-amerikanischen Anti-Spam-Gesetzgebung doch bisher davon ausgegangen, dass sich die Spam-Lawine durch Gesetze wie den Can-Spam-Act, der im Januar dieses Jahres in Kraft trat, kaum würde abbremsen, geschweige denn reduzieren lassen.

Experten sagen höheres Spam-Aufkommen voraus
Mit seiner Erfolgsmeldung in Sachen Spam scheint AOL derzeit allein auf weiter Flur zu stehen. Andere große US-Mailprovider wie MSN oder Yahoo haben sich zur frohen Spam-Mail-Botschaft aus dem Hause AOL (noch) nicht geäußert. Im Gegensatz zu Mailprovider AOL gehen Anti-Spam-Experten beispielsweise von der auf Email-Sicherheit spezialisierten US-Firma Postini davon aus, dass der Anteil der „rechtmäßigen“ Emails am gesamten Emailaufkommen auch im nächsten Jahr rückläufig sein werde. In diesem Jahr ist der Anteil legitimer Mails von 22 Prozent auf 12 Prozent gesunken. Dieser Prozess werde sich fortsetzen. Im nächsten Jahr würden laut Postini nur noch acht Prozent aller Mails nicht in den Bereich der Spam-, Viren- oder Phishing-Mails fallen. Von einem allgemeinen Rückgang bei Spam-Mails könne laut Postinis Marketing-Direktor Andrew Lochart also keine Rede sein. Bessere Filtertechniken würden auf Spammer allerdings abschreckend wirken. Das gelte aber generell und nicht nur für einen einzelnen Mailprovider wie AOL. Die besonderen Verdienste im Kampf gegen den unerwünschten Werbemüll, mit denen sich AOL werbewirksam schmückt, relativieren sich vor diesem Hintergrund erheblich.

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