Klickbetrug bei Google
Googles Pay-per-Click
Suchmaschinenfirmen wie Google finanzieren sich überwiegend durch Werbeeinnahmen. Sie sind darauf angewiesen, dass das Pay-per-Click-Prinzip, nach dem sie sich von ihren Werbekunden bezahlen lassen, möglichst reibungslos funktioniert. Wer bei Google Werbung bucht, zahlt pro Klick auf die gebuchte Anzeige. Werbekunden kaufen bei Google Suchbegriffe ein. Wird dieser Suchbegriff von einem Google-Nutzer eingegeben, werden kontextbezogen automatisch alle Anzeigen geschaltet, die zu diesem Suchbegriff passen. Viele Suchbegriffe werden mehrfach an unterschiedliche Firmen verkauft. Die Rangfolge, in der die Anzeigen auf den Google-Suchergebnisseiten präsentiert werden, ergibt sich aus dem Preis, den die jeweiligen Werbekunden pro Klick zu zahlen bereit sind. Wer mehr zahlt als die anderen, dessen Anzeige steht auch weiter oben und wird dementsprechend häufiger angeklickt.
Schützt Google ausreichend vor Klickbetrug?
Die Beträge, die Google-Kunden für einen Klick auf ihre Werbung zahlen, variieren im Durchschnitt von wenigen Cent bis zu einem Dollar. Es gibt aber auch Firmen, die tiefer in die Tasche greifen und bis zu 95 Dollar für einen Klick bezahlen. Einzelheiten sind Geschäftsgeheimnisse, über die Google in der Öffentlichkeit nicht gerne plaudert. Auch über Klickbetrug hüllt sich die Firma gern in Schweigen. Das wird nun anders werden. Denn die US-Marketingfirma Click Defense will gerichtlich klären lassen, ob Google seine Werbekunden genug vor Klickbetrügern schützt. Die Firma, die sich nicht nur mit Online-Marketing, sondern auch mit der Aufdeckung von Klickbetrug beschäftigt, behauptet, durch Klickbetrügereien einen Schaden von rund fünf Millionen US-Dollar erlitten zu haben. Diesen Schaden möchte die Firma ersetzt haben. Zudem hat sie ihre Klage bei einem kalifornischen Gericht als – nach US-Recht mögliche – Sammelklage eingereicht. Der Klage könnten sich also weitere potenzielle Google-Opfer anschließen.
Doch hohe Streuverluste?
Google-intern werden vermutlich längst die Alarmsirenen schrillen. Denn erstens könnte eine solche Sammelklage reichlich teuer werden, und zweitens wird die Suchmaschinenfirma durch den Klickbetrug-Vorwurf mitten ins kommerzielle Mark getroffen. Die werbefinanzierte Suchfirma erzielt ihre Milliardenumsätze gerade mit dem simplen Pay-per-Click-Prinzip. Nach außen hin gibt man sich bei Google noch gelassen. Ein Google-Sprecher wies die Klage als gegenstandslos zurück. Scott Boyenger aus der Chefetage vom Click Defense ist natürlich völlig anderer Meinung. Die Tracking-Systeme, mit denen die Firma die Google-Werbung überwacht, hätten eine Betrugsrate von mehr als 38 Prozent ermittelt. Das bedeutet, dass 38 von 100 zu bezahlenden Klicks auf Werbeanzeigen in betrügerischer Absicht getätigt wurden – ein Prozentsatz, der das Prinzip der kontextbezogenen Werbung ad absurdum führen kann. Denn Google und die anderen Suchmaschinenfirmen werben ja gerade damit, dass Anzeigen, die bei ihnen geschaltet werden, nur geringe Streuverluste aufweisen. Mit anderen Worten: Wer bei Google & Co. auf eine Anzeige klickt, ist in aller Regel auch ein potenzieller Kunde.
Werbekunden sind verunsichert
Umfragen haben ergeben, dass sich fast die Hälfte aller Kunden, die bei Google Werbung schalten, über potenzielle Klickbetrügereien Sorgen macht. Denn den Firmen fehlt in aller Regel jegliche Kontrolle darüber, von wem die Klicks, die sie bezahlen müssen, letztlich stammen. Sie können sich lediglich auf Indizien verlassen. Steigen die Klickraten auf ihre Anzeigen ungewöhnlich stark an, könnten Klickbetrüger die Ursache sein, die beispielsweise so genannte Clickbots einsetzen, um die Klickraten in die Höhe zu treiben. Clickbots sind spezielle Programme, die die Aufgabe haben, Werbeanzeigen automatisch immer wieder „anzuklicken“ und dadurch die Klickraten zu manipulieren.
Firmen haben die Beweislast
Die Motive für die Klickbetrüger sind breit gefächert, wusste die New York Times im März dieses Jahres zu berichten. Meistens handelt es sich um Konkurrenten oder um entlassene Mitarbeiter, die meinen, mit ihrem ehemaligen Arbeitgeber noch eine Rechnung offen zu haben. Welches Motiv im Einzelnen hinter einer Clickbot-Attacke steckt, dürfte den werbenden Unternehmen prinzipiell auch egal sein. Die Möglichkeit des Klickbetruges überhaupt ist es, die bei ihnen oftmals ein ungutes Gefühl hinterlässt. Denn am Ende obliegt ihnen die schwierige Aufgabe zu beweisen, dass die Klickraten falsch sind und ein Klickbetrug stattgefunden hat. Sie sind auf den guten Willen, die Kooperationsbereitschaft und auf die Kulanz der Suchmaschinenfirma angewiesen und fühlen sich deshalb vielfach in der Rolle eines Bittstellers.
Suchmaschinen wiegeln ab
Ihre Datenbestände würden ständig auf Klickbetrügereien hin untersucht, versuchen Google & Co., ihre Kunden zu beruhigen. Dennoch gehen Experten von einer durchschnittlichen Betrugsrate von immerhin rund 20 Prozent aus. Einzelheiten darüber, welche Maßnahmen zur Betrugsprävention oder –aufklärung ergriffen werden, geben die Suchmaschinenbetreiber aus Sicherheitsgründen nicht bekannt. Sie möchten den Klickbetrügern keine Möglichkeit geben, ihre Betrugssysteme durch zu detaillierte Informationen über die eingesetzten Schutz- und Überwachungsmechanismen zu optimieren. Werbende Unternehmen, denen solche allgemeinen Informationen nicht ausreichen und die mit der Aufklärungsarbeit der Suchmaschinenfirmen nicht zufrieden sind, können sich mittlerweile auch an spezielle Sicherheitsfirmen wie beispielsweise Click Defense wenden. Diese Firmen haben sich auf die Aufdeckung von Klickbetrügereien spezialisiert.
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