Das Thema „Fernsehen und Internet“ ist wieder aktuell. Kein Wunder – in Berlin beginnt die Internationale Funkausstellung. Dass Internet und Fernsehen zusammenwachsen werden, hatten Experten schon zur Berliner Funkausstellung 2003 großspurig verkündet. Wie dieses Zusammenwachsen aussehen soll, ist allerdings noch keineswegs sicher. Einer neuen Umfrage zufolge, die der Internetverband der deutschen Wirtschaft eco pünktlich im Vorfeld der Funkausstellung 2005 in Berlin vorstellte, geht die Mehrheit der befragten Fachleute davon aus, dass das Internet auf absehbare Zeit kaum zum Trägermedium für das Fernsehen werden wird. Eine andere Studie ist zu dem Ergebnis gekommen, dass das Fernsehen auf dem Weg zu einem Nebenbeimedium ist. Internet und Fernsehen werden vielfach gleichzeitig genutzt: Beim Surfen läuft auch noch der Fernseher.
Fernsehen per PC
81 Prozent der befragten Fachleute gehen davon aus, dass das Fernsehen der Zukunft auch weiterhin etwa über Kabel oder Satellit und nicht übers Internet verbreitet werden wird. In den nächsten zehn Jahren, so meinen die Experten laut eco-Studie, werde sich das Internet nicht zum Trägermedium für das Fernsehen mausern. 52 Prozent gehen allerdings davon aus, dass beide Medien künftig mit einem einzigen Kombigeräte genutzt werden können: mit dem internetfähigen Fernseher bzw. mit Geräten, die als Multimedia Home Plattform bezeichnet werden. Gleichzeitig wird die Zahl der fernsehempfangsfähigen PCs weiter wachsen. Knapp ein Viertel der Befragten geht sogar davon aus, dass der PC mit Internetanschluss und Fernsehkarte in zehn Jahren das wichtigste Empfangsgerät für Fernsehsendungen sein wird.
Fernsehen und Internet werden parallel genutzt
Nicht das Zusammenwachsen beider Medien, sondern ihre Konkurrenz stand im Mittelpunkt einer Studie, die die IBM Business Consulting Services (BCS) und das Zentrum für Evaluation und Methoden (ZEM) der Universität Bonn durchgeführt haben. Danach werden Fernsehen und Internet zunehmend gemeinsam genutzt. Bereits heute kann fast die Hälfte der Medienkonsumenten im Alter von 14 bis 39 Jahren Internet und TV parallel nutzen, weil internetfähiger Computer und Fernseher in einem Raum stehen. Rund 25 Prozent der Medienkonsumenten tun das auch.
Vom Haupt- zum Nebenbeimedium
Die IBM-/ZEM-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass das Fernsehen dabei immer mehr den Kürzeren zieht. Es „verkommt“ zu einem Nebenbeimedium, dass neben dem Internet genutzt wird. Immerhin acht Prozent der Medienkonsumenten geben jetzt schon an, dass der Fernseher bei ihnen nur noch im Hintergrund läuft, während sie sich aktiv im Internet aufhalten. „Der lange prophezeite Wandel des Fernsehens hin zu einem Nebenbeimedium ähnlich dem Radio hat längst eingesetzt“, erklärte dazu Andreas Neus von IBM.
Interaktive Funktionen gewünscht
Verwöhnt von den interaktiven Möglichkeiten des Internet wünscht sich ein Großteil der Fernsehkonsumenten mehr interaktive Möglichkeiten. Auch das fanden die Wissenschaftler mit ihrer Studie heraus. An erster Stelle auf der Hitliste der gewünschten Internationsmöglichkeiten steht dabei der Wunsch, Fernsehwerbeblöcke aktiv zu überbrücken. 84 Prozent der Medienkonsumenten wünschen sich eine solche interaktive Funktion. An zweiter Stelle steht der Wunsch, sich Fernsehsendungen zeitversetzt ansehen zu können. Erstaunlich ist darüber hinaus, dass rund 50 Prozent der Mediennutzer bereit wären, für interaktive Funktionen wie etwa das Überbrücken von Werbeblöcken auch ein monatliches Entgelt zu zahlen. Befragt wurden 514 Bundesbürger zwischen 14 und 39 Jahren per Telefoninterviews. Die Verfasser der Studie halten ihre Ergebnisse für repräsentativ.
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