Der neue Netscape-Browser ist da – allerdings zunächst nur als Prototyp zum Testen für eine eingeschränkte Zahl von Nutzern. Die Netscape-Prototyp-Version basiert auf dem Mozilla-Browser Firefox 0.9.3 und hat als überraschendes Novum auch die Internet-Explorer-Rendering-Engine integriert. Wer künftig mit dem neuen Netscape-Browser durch das Netz der Netze surft, hat also die Wahl zwischen der Gecko-Engine von Mozilla und der Internet-Explorer-Engine aus dem Hause Microsoft.
In Firefox-Fußstapfen zu neuem Erfolg?
Die letzte grundlegend neue Netscape-Version 7.0 erschien bereits vor mehr als zwei Jahren im August 2002. Danach war es reichlich still geworden um den ehemaligen Marktführer. Die Marktanteile sanken bis in den Promillebereich hinein, und Konzernmutter AOL unternahm kaum etwas, um die Browserfirma zu revitalisieren. Im Gegenteil setzte der US-amerikanische Internet Provider in seiner Zugangssoftware auch weiterhin auf das Konkurrenzprodukt aus dem Hause Microsoft. Netscape schien im Grunde abgewickelt, und das Ende war in Sicht. Das soll nun alles anders werden. In den Fußstapfen des erfolgreichen Mozilla-Browsers Firefox, der seit seinem Erscheinen vor gut drei Wochen erstaunliche 7,5 Millionen Downloads zu verzeichnen hatte, will nun auch Netscape wieder an der Browserfront mitmischen. Ob ihm das gelingt, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.
Der Surfer hat die Wahl
Der Netscape-Prototyp basiert auf der Firefox-Version 0.9.3. Tabbed-Browsing, Pop-Up-Blocker, Kennwort-Manager und Suchleiste funktionieren wie beim Firefox. Auch ein RSS-News-Reader ist integriert. Überraschenderweise gibt es beim neuen Netscape-Browser die Möglichkeit, zwischen der IE-Rendering-Engine und der Gecko-Engine hin und her zu schalten. Eine solche Wahlfunktion hatte AOL bereits 2001 in seinem Komodo genannten Browser getestet. Pläne, einen solchen doppelt bestückten Browser in die AOL-Zugangssoftware zu integrieren, wurden allerdings fallen gelassen. Die integrierte Internet-Explorer-Engine soll AOL zufolge dem Nutzer mehr Wahlmöglichkeiten bei seinen Surftouren geben, da viele Webseiten gerade für den Internet Explorer optimiert seien. Das Problem der Sicherheitslücken des Internet Explorers will der Netscape-Browser umgehen, indem der Nutzer für jede Webseite festlegen kann, ob sie ihm vertrauenswürdig genug erscheint, um sie per Internet-Explorer-Engine anzusteuern. Einmal eingegeben merkt sich der neue Netscape diese Wahl und schaltet beim nächsten Besuch derselben Webseite automatisch auf den Internet Explorer um.
Netscape nur noch für Windows?
Die Entwicklung der aktuellen Netscape-Version findet nicht mehr unter dem AOL-Konzerndach statt, sondern wurde an die kanadische Firma Mercurial Communications vergeben, die auch bereits mit Microsoft zusammengearbeitet hat – Zufall oder Planung? AOL schweigt sich darüber aus und spricht von der Firma Mercurial Communications lediglich als einem „wichtigen Technologiepartner“. Wann die Kanadier die erste allgemein zugängliche Betaversion des neuen Netscape-Browsers marktfertig programmiert haben werden, steht derzeit noch nicht fest. Die Betaversion wird allerdings auf der Firefox-Version 1.0 basieren. Ebenfalls unsicher ist, ob es den Netscape-Browser mit eingebauter Internet-Explorer-Funktionalität nur noch für Windows-Betriebssysteme geben wird oder ob der Browser - dann ohne Internet-Explorer-Engine - auch für Linux und MacOS X angeboten wird.
Zurück zur News-Übersicht