Gerangel um Suchfunktion im neuen IE
Suchfenster für MSN-Suche
Werbung via Suchmaschinen ist ein Milliardengeschäft, von dem sich jede Suchmaschinenfirma gern ein möglichst großes Stück abschneiden möchte. Marktführer ist derzeit Google mit einem US-Markanteil von satten 49 Prozent, gefolgt von Yahoo mit rund 22 Prozent. Erst weit abgeschlagen auf dem dritten Platz rangiert die Microsoft-Suchmaschine MSN-Search mit mageren 11 Prozent – Tendenz sogar eher fallend. Damit sich diese Tendenz in Zukunft umkehrt und den beiden Konkurrenten auf Platz eins und zwei möglichst viele Nutzer abgenommen werden, hat Microsoft in seinen neuen Internet Explorer 7.0 ein eigenständiges Suchfenster integriert. Wer dort sucht, sucht via MSN. Die Microsoft-Suchmaschine ist standardmäßig eingestellt. Google und Yahoo halten dies für wettbewerbswidrig.
Volle Kontrolle für den Nutzer?
Marissa Mayer, Googles Vizepräsidentin für den Bereich Suchprodukte, glaubt, dass es zu einer Wettbewerbsverzerrung kommen wird, wenn der neue Internet Explorer standardmäßig mit eingestellter MSN-Suche ausgeliefert wird. Microsoft sieht darin kein Problem. Nutzer des Internet Explorers könnten die Werkseinstellungen zur Suche problemlos ändern und die von ihnen favorisierte Suchmaschine einstellen. Dazu seien gerade einmal vier Schritte nötig. „Was in der Vergangenheit auch geschehen sein mag“, sagte Dean Hachamovitch vom Redmonder Internet-Explorer-Team, „unser Ziel war es immer, dem Nutzer die volle Kontrolle zu geben.“
Bündelung ist wettbewerbswidrig
Nicht nur Google oder Yahoo bestreiten diese hehre Marktstrategie, die angeblich nur den mündigen Nutzer im Auge hat. Die Bündelung des Internet Explorers mit dem Windows-Betriebssystem hatte Microsoft Ende der 1990er Jahre in den USA ein Kartellverfahren eingebracht. Ähnliche Bündelungsstrategien beim Windows-Media-Player riefen in Europa die Wettbewerbskommission der EU auf den Plan. Im März 2004 ordnete die EU-Kommission an, Microsoft müsse sein Betriebssystem Windows XP auch ohne integrierten Media-Player anbieten. Für den Fall, dass der Redmonder Softwarekonzern Funktionen zur Internetsuche fest in das kommende Windows Vista integriere, hat EU-Wettbewerbshüterin Neelie Kroes gar mit einem Verkaufsverbot für Vista gedroht.
Durchschnittsnutzer überfordert
Der neue Internet Explorer ist nicht der einzige Browser mit integriertem Suchfenster. Firefox oder Opera haben diese nützliche Zusatzfunktion schon längst. Beim Firefox, der derzeitigen Nummer zwei auf dem Browsermarkt, ist Google als Suchmaschine voreingestellt. Es macht jedoch einen Unterschied aus, ob ein Browser mit geringem Marktanteil eine bestimmte Suchmaschine favorisiert oder ob der absolute Marktführer seinen Nutzern von vornherein an eine der großen – und dann noch an die eigene – Suchmaschine binden will. Im Übrigen bestreitet Google, dass ein Durchschnittsnutzer die voreingestellte Suchmaschine problemlos wechseln könne. Eine von Google gesponserte Untersuchung hat ergeben, dass nur ein Drittel aller Nutzer überhaupt in der Lage sei, die Standardeinstellungen wirksam zu ändern. Die Alternative wäre, dass dem Nutzer schon bei der Installation die Wahl zwischen verschiedenen Suchmaschinen gegeben werde. Das aber lehnt Microsoft als zu kompliziert ab.
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