Online-Werbung mausert sich vom vernachlässigten Stiefkind der Werbebranche zu einem veritablen Umsatzträger. Laut aktueller Prognose des Online-Vermarkterkreises im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) werden Deutschlands Unternehmen in diesem Jahr so viel wie noch nie in Online-Werbung investieren. Auf der Basis der Umsätze des ersten Halbajhres 2005 erwartet die Branche ein Umsatzplus von rund dreißig Prozent. Der seit ein paar Wochen in den USA heftig diskutierte Klickbetrug ist für die deutschen Werber derzeit noch kein Thema.
Alle Werbeformen legen zu
Die deutsche Werbewirtschaft freut sich über rapide wachsende Umsätze im Bereich der Online-Werbung. Besonders die klassische Online-Werbung durch grafische Werbeformen und Webseiten-Sponsoring wird 2005 erheblich wachsen. Der Online-Vermarkterkreis im BVDW erwartet bei den Umsätzen eine Zunahme um knapp ein Drittel von 385 Millionen Euro im letzten Jahr auf dieses Jahr 490 Millionen Euro. An zweiter Stelle der Umsatzbringerliste steht die Suchwort-Vermarktung. Für diesen Bereich der Online-Werbung wird ein Wachstum von 46 Prozent gegenüber dem Vorjahr prognostiziert. 160 Millionen Euro werden deutsche Unternehmen am Ende dieses Jahr für diese Werbeform auf den Tisch der großen Suchmaschinen geblättert haben.
Anteil am Gesamtmarkt steigt
Das stärkste Wachstum erwarten die Werbeexperten vom Online-Vermarkterkreis bei Affiliate-Netzwerken und semiprofessionell vermarkteten Webseiten. Hier wird eine Steigerung von satten 57 Prozent vorhergesagt. Die Umsätze werden von 60 auf 100 Millionen Euro steigen. Insgesamt wird für 2005 ein Umsatz von rund 750 Millionen Euro erwartet. Damit erreicht die Online Werbung einen Anteil von 3,8 Prozent am gesamten Werbemarkt. Im Vorjahr betrug der Anteil am Gesamtwerbemarkt nur 3 Prozent. Das sieht auf den ersten Blick wenig aus, entspricht aber in etwa der Situation in Ländern wie den USA (3,7 Prozent) oder Großbritannien (3,9 Prozent). Der Werbemarkt ist dort allerdings „deutlich voluminöser als hierzulande“, erklärt Bernd Henning vom Online-Vermarkterkreis.
Klickbetrug kein Thema
Das in den USA heiß diskutierte Thema Klickbetrug ist für die deutsche Werbewirtschaft anscheinend noch nicht aktuell. Vom Klickbetrug besonders betroffen ist Suchmaschinen- und Werbekönig Google. Ein Praxistest des US-amerikanischen The Marketing Experiments Journal hat ergeben, dass bis zu 29,5 Prozent aller Klicks auf bezahlte Kontextwerbeanzeigen bei Google einen betrügerischen Hintergrund haben – Zahlen, die die werbungtreibende Wirtschaft erheblich verunsichern und Suchmaschinenbetreibern wie Google ganz und gar nicht ins ökonomische Kalkül passen.
29,5 Prozent aller Klicks betrügerisch
Der Test wurde über einen Zeitraum von zehn Tagen durchgeführt. Die Tester schalteten bei Google drei Anzeigen mit unterschiedlich hohem Preis pro Klick. Anschließend wurden diese Anzeigen „überwacht“. Doppelte Klicks wurden ermittelt, indem bei jedem Klick die IP-Adresse, Browsereinstellung, das Betriebssystem, der Zeitpunkt des Klicks, das Herkunfstland und die Sprache festgehalten wurden. Dieser Test ergab 29,5 Prozent betrügerische Klicks, die Google selbst größtenteils nicht erkannte und wie reguläre Klicks abrechnete. Unternehmen sollten sich bewusst werden, was für ein großes Problem der Klickbetrug bereits ist, meinte Flint McGlaughlin vom Marketing Experiments Journal. Sie sollten sich umgehend darum kümmern, ihre Online-Werbung in Suchmaschinen genauer zu kontrollieren.
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