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03. Oktober 2005:

Yahoo plant Online-Bibliothek

Der Konkurrenzkampf zwischen Google und Yahoo geht in die nächste Runde. Yahoo hat angekündigt, eine eigene Online-Bibliothek aufzubauen. Der zu diesem Zweck gebildeten Allianz gehören prominente Non-Profit-Organisationen wie das Internet Archive und die Universität von Kalifornien an. Weltweit sollen Bücher, die keinem Copyright mehr unterliegen, digitalisiert und im Netz veröffentlicht werden. Ein ähnliches Projekt, das Suchmaschinenkonkurrent Google im letzten Jahr unter dem Namen Google Print gestartet hatte, liegt wegen urheberrechtlicher Streitigkeiten derzeit auf Eis.

Google Print pausiert
Google Print war als ebenso teures wie ehrgeiziges Projekt geplant. In Zusammenarbeit mit renommierten US-amerikanischen und englischen Universitäten und Bibliotheken wollte der Suchmaschinenriese eine gigantische Weltbibliothek aufbauen. Während US-Medien das Projekt Google Print beinahe euphorisch feierten, kamen aus Europa ganz andere Töne. Speziell Frankreich lief gegen das Google-Projekt Sturm. Man fürchtete die wachsende Dominanz US-amerikanischer bzw. englischsprachiger Literatur im Internet. Viele Internetnutzer gingen über Suchmaschinen wie Google ins Netz, meinte etwa Jean-Noel Jeanneney von der französischen Nationalbibliothek. „Ich will nicht, dass die französische Revolution nur von Büchern wiedergegeben wird, die von den Vereinigten Staaten ausgewählt wurden“, brachte Jeanneney seine harsche Fundamentalkritik auf den Punkt.

Eine ausgewogene Mischung
Solche Proteststürme wird die von Yahoo initiierte Online-Bibliothek vermutlich nicht hervorrufen. Das unter dem Namen „Open Content Alliance“ (OCA) laufende Projekt wird erstens von renommierten Non-Profit-Organisationen wie dem Internet Archive mitgetragen, und zweitens wird man sich nicht auf englischsprachige Literatur beschränken. Geplant ist, historische Belletristik, deren Copyright abgelaufen ist, verknüpft mit spezialisierten Fachbeiträgen in digitalisierter Form als PDF-Dateien anzubieten. Die Inhalte werden nicht nur über den Yahoo-Index verfügbar sein, sondern auch über alle anderen Suchmaschinen. Einen direkten wirtschaftlichen Nutzen wird Internetportalbetreiber Yahoo von diesem Projekt nicht haben. Die Bücher, die digitalisiert und in die neue Online-Bibliothek aufgenommen werden sollen, stammen aus den Bibliotheksbeständen der Universitäten von Kalifornien und Toronto, aus dem Europäischen Archiv, dem Nationalen Archiv Großbritanniens und dem renommierten Verlag O'Reilly. Anders als beim Google-Print-Projekt werden auch Audio- und Video-Dateien in die Datenbank der Open Content Alliance (OCA) integriert – insgesamt also eine ausgewogenere Mischung als beim US-dominierten Google Print.

Unterstützung von HP und Adobe
Auch aus der Wirtschaft erhält die OCA Unterstützung. Hardwarefirma Hewlett Packard wird die Technologie zum Scannen der Bücher kostenlos zur Verfügung stellen. Softwarefirma Adobe wird den Projektbetreibern kostenlose Lizenzen zur Nutzung von Acrobat und Photoshop überlassen. Über die Gesamtkosten des Projekts wurde noch nichts bekannt gegeben. Schätzungen zufolge wird Yahoo die Online-Bibliothek offenbar mit 300.000 bis 500.000 Dollar unterstützen. Digitalisiert werden die Werke vom ambitionierten Internet Archive.

Das größte Internetarchiv der Welt
Das Internet Archive ist eine erstklassige Adresse, um ein so ambitioniertes Projekt wie die geplante Online-Bibliothek zu verwirklichen. Bereits 1996 begann das kalifornische Internet Archive unter der Leitung von Brewster Kahle damit, Webseiten systematisch zu archivieren. Innerhalb der ersten fünf Jahre kamen über 100 Terabyte an Daten zusammen. Die Datenbanken der eifrigen Sammler aus San Francisco wachsen seitdem jeden Monat um weitere 12 Terabyte. Als die Archivsuchmaschine Wayback Machine am 26. Oktober 2001 ans Netz ging, hatte sie bereits Zugriff auf das größte Internetarchiv der Welt – und das ist dies Archiv der längst verschollenen Webseiten bis heute geblieben. Nach Angaben der Betreiber enthält das Archiv mittlerweile über 30 Milliarden Kopien von Webseiten, die einst im Netz gestanden haben, dann aber offline gingen oder vollständig aktualisiert und mit anderen Inhalten versehen ins Netz zurückgestellt wurden.

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