Netscape meldet sich zurück
Nicht nur nostalgische Gefühle wecken
Schwer wiegende Programmfehler, die während der Pre-Beta-Testphase des neuen Netscape-Browsers entdeckt worden waren, hatten dafür gesorgt, dass der eigentlich für Mitte Februar geplante Erscheinungstermin der ersten offiziellen Netscape 8.0-Betaversion verschoben werden musste. Diese Fehler scheinen jetzt behoben, der neue Netscape-Browser ist da und steht in einer englischsprachigen Testversion nun der Allgemeinheit zum Download und ausgiebigen Testen zur Verfügung. Alte Netscape-Fans werden sich freuen und neugierig die neuen Funktionen des einstigen Marktführers unter die Lupe nehmen. Aber der AOL-Konzern, der sich die damals marode Firma Netscape 1998 einverleibte, will mehr als nur nostalgische Gefühle wecken. Netscape soll in seiner Version 8.0 der Konkurrenz Paroli bieten und sich auf dem Browsermarkt so gut wie möglich behaupten. Zu diesem Zweck haben sich die Netscape-Entwickler einiges einfallen lassen. Für manche User besonders spektakulär dürfte die Möglichkeit sein, wahlweise zwischen der Mozilla Rendering-Engine und dem Internet Explorer hin und her zu schalten.
Surfen mit Mozilla oder Internet Explorer
Per „default“ surft der neue Netscape-Browser mit der Mozilla-Rendering-Engine, die auch in der Firefox-Version 1.0 benutzt wird, durchs Netz. Die Änderungen, die der Firefox durch das kürzlich durchgeführte Sicherheitsupdate 1.0.1 erfahren hat, sind also noch nicht integriert. Per Rechtsklick-Menü können Windows-Nutzer problemlos auf die Rendering-Engine des Internet Explorers umschalten. Die besuchte Seite wird dann anschließend erneut aufgerufen und geladen. Das Umschalten auf den Microsoft-Browser empfiehlt sich beispielsweise bei Webangeboten wie der Windows-Update-Seite, die nur mit dem Internet Explorer adäquat angezeigt und genutzt werden können. Netscape gibt allerdings beim (erstmaligen) Umschalten auf den Internet Explorer einen Warnhinweis aus, der vor möglichen Sicherheitsgefahren beim Surfen mit dem Microsoft-Browser warnt.
Weiße und schwarze Listen
Sicherheit gehört zu den Topthemen, derer sich das Entwicklerteam des neuen Netscape-Browsers besonders angenommen hat. Beispielsweise wurden Sicherheitsoptionen in den Browser implementiert, die an das vom Internet Explorer bekannte Zonenmodell erinnern. Je nach Vertrauenswürdigkeit können Webseiten bestimmten Sicherheitszonen zugeordnet werden. Innerhalb dieser Zonen wird festgelegt, welche Funktionen eine Webseite automatisch ausführen darf. So kann generell festgelegt werden, dass grundsätzlich nur bekannte Webseiten Cookies ablegen und JavaScript- oder ActiveX-Code ausführen dürfen. Bereits bei der Installation enthält der neue Netscape-Browser so genannte Black bzw. White Lists mit Webseiten, die als vertrauenswürdig bzw. als gefährlich eingestuft werden. Diese Listen werden in Zusammenarbeit mit verschiedenen Sicherheitsfirmen erstellt und ständig aktualisiert. Sie sollen den Surfer vor dem Besuch potenziell gefährlicher Webseiten warnen, auf denen er Opfer von Dialern, Spyware und Phishing-Attacken werden oder sonstigen Angriffen ausgesetzt sein kann. Ob sich dieser Schutzmechanismus wirklich bewährt und wie er von den Netscape-Nutzern angenommen wird, muss sich allerdings noch zeigen. Er setzt den mündigen Surfer voraus, der die Konsequenzen des Besuchs einer potenziell gefährlichen Webseite auch wirklich abschätzen kann und die Sicherheitsoptionen nicht aus purer Neugier oder Bequemlichkeit ganz einfach abschaltet.
Netscape 8.0 nur für Windows
Der neue Netscape-Browser wird derzeit nur für Windows-Nutzer ab Windows 98 SE angeboten. Beachtliche zwölf Megabyte sind von der Netscape-Downloadseite zu laden. Zum Vergleich: Der schlanke Firefox benötigt nur rund fünf MB. Ob die jetzt freigegebene Netscape-Browserversion – dann allerdings ohne die Internet-Explorer-Engine – auch für andere Betriebssysteme angeboten werden wird, steht derzeit ebenso wenig fest wie der Veröffentlichungstermin der finalen Version des neuen Browsers aus dem Hause AOL/Netscape.
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