Microsoft startet den Angriff aufs Wohnzimmer. In einer Rede, die Microsoft-Gründer Bill Gates kürzlich auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas hielt, erklärte Gates das Jahr 2006 zum Jahr des „Digitalen Lebensstils“ und kündigte eine Reihe neuer digitaler Unterhaltungsprodukte an, darunter eine Bildschirmwand, mit deren Hilfe man gleichzeitig Fernsehschauen, seine Kinder im Auge behalten und mit seinem Bürocomputer kommunizieren kann – schöne neue Welt aus Redmond. Daneben verriet Gates weitere Einzelheiten über Windows Vista, das neue Betriebssystem aus dem Hause Microsoft.
CES 2006 in Las Vegas
Die Wiege der Consumer Electronics Show (CES) stand in New York. Dort fand die erste Veranstaltung dieser Art vor mehr als dreißig Jahren im Juni 1970 statt. Zweihundert Aussteller präsentierten damals ihre Geräte aus dem Bereich der Unterhaltungselektronik. Respektable 17.500 Besucher zählte die erste CES. Highlight war in jenen Tagen der erste Videorekorder. Auch in den Folgejahren glänzte die Ausstellung mit Produktinnovationen von der Compact Disc bis hin zur Blu-Ray-DVD, deren Prototyp bereits im Jahr 2003 zu sehen war. Mittlerweile findet die CES jeweils in der ersten Januarwoche in Las Vegas statt. Aussteller- und Besucherzahlen haben sich seit jener ersten legendären New Yorker CES vervielfacht. Im Vorjahr fanden sich über 145.000 Ausstellungsbesucher ein, die die Stände von rund 2500 Ausstellern aus der Unterhaltungselektronik-Branche heimsuchten. Schätzungen zufolge werden die Besucherzahlen in diesem Jahr noch einmal wachsen.
Gates traditionelle Eröffnungsrede
Da lässt es sich Microsoft natürlich nicht nehmen, diese Veranstaltung als wirkungsvolle Werbeplattform für seine Produkte zu benutzen. Wie in jedem Jahr hielt Microsoft-Chef-Vordenker Gates wiederum seine Eröffnungsrede, in der er Prognosen für die weitere Entwicklung des Marktes für digitale Unterhaltungsgeräte abgab und selbstverständlich auch werbewirksame Worte für das noch in diesem Jahr kommende XP-Nachfolgebtriebssystem Windows Vista verkündete. Ähnliches gab es auch in den letzten Jahren schon aus dem Munde des Herrn Gates. Die Aufmerksamkeit der Medien war ihm trotzdem sicher. Inhalte sind bei solchen PR-Veranstaltungen nahezu egal.
Gates Visionen
Kern seiner diesjährigen Rede war die Entwicklung des digitalen Heimgerätemarktes. „Die Technologie hat die Art revolutioniert, wie wir Musik hören, wie wir fernsehschauen, spielen, miteinander kommunizieren und unsere persönlichen Daten verwalten und mit anderen teilen“, erklärte Gates zu Beginn seiner Rede. „2006 wird das große Jahr des digitalen Lebensstils.“ Große Worte – doch im Ergebnis lieferten sie nicht sonderlich viel Neues. Digitale Revolutionen finden offenbar anderswo statt. Stattdessen präsentierte Gates einen überdimensionalen Touch-Screen, mit dem man gleichzeitig fernsehschauen, Familienmitglieder überwachen und seinen Bürocomputer bedienen kann. Für das Büro empfahl Mr. Gates einen entsprechenden Bildschirm, über den die unterschiedlichsten Anwendungen und Kommunikationsmöglichkeiten gleichzeitig realisiert werden können.
Ausblick auf Windows Vista
Keine Gates-Rede ohne einen Ausblick auf Windows Vista. Hier ließ Gates seinen Produkt-Manager Aaron Woodman zu Wort kommen. Woodman erklärte neue grafische Gimmicks, mit denen Windows Vista aufwarten wird. Daneben hob er die Medienfähigkeit des neuen Betriebssystems hervor, das noch in diesem Jahr auf den Markt geworfen werden soll. Gleichzeitig kündigte Woodman eine neue Version des Windows Media Players an. Über die Sicherheitsprobleme, die den Redmonder Softwarekonzern in diesen Tagen wieder einmal ganz besonders plagen, verloren Gates und Woodman übrigens kein Wort. Kein Wunder – in Gates Rede ging es, wie nicht anders zu erwarten war, um Visionen. Alltagsprobleme können da nur stören.
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