Emailporto bei AOL und Yahoo?
Spam und Phishing-Mails blockieren Emailverkehr
Die Spamlawine rollt. Alle Versuche, der wachsenden Flut unerwünschten Werbemülls Herr zu werden, können derzeit getrost als gescheitert abgehakt werden. Weder Gesetze wie der US-amerikanische Can-Spam-Act, der den Spamversand mit hohen Strafen belegt, noch Filtersysteme, die die (Spam-)Spreu vom (Email-)Weizen trennen sollen, konnten der Spamplage bis dato Herr werden. Immer mehr Unternehmen fürchten nun, dass ihre Mails bei ihren Kunden nicht mehr ankommen, weil sie von übereifrigen Filtersystemen aussortiert worden sind. Gleichzeitig wächst auf Empfängerseite die Furcht vor Phishing-Mails. Diese Mails geben vor, von seriösen Firmen zu stammen, wollen den Empfänger jedoch nur dazu verleiten, auf eine manipulierte Webseite zu surfen, um ihm dort vertrauliche Daten zu entlocken.
Spammer können sich Portokosten nicht leisten
Die Idee, der Spamflut mit kostenpflichtigen Emails zu Leibe zu rücken, ist keineswegs neu. Bereits im Umfeld des Weltwirtschaftsgipfels 2004 in Davos erklärte kein Geringerer als Microsoft-Chefdenker Bill Gates, dass das Spamproblem durch eine Art Porto für Emails aus der Welt zu schaffen sei. Eine ähnliche Position vertrat damals auch Brad Garlinghouse, der bei Yahoo für den Kommunikationsbereich zuständig ist. Hintergrund der damaligen Vorschläge war die Überlegung, dass man den Spamversendern finanziell an den Kragen gehen müsse. Wären Emails kostenpflichtig, könnten es sich Spammer nicht mehr leisten, Massenmails zu verschicken. Der kostenpflichtige Massenmailversand würde sich für die Spammer wirtschaftlich dann nicht mehr rechnen. Sie könnten sich die elektronischen „Portokosten“ nicht leisten.
Email-Einschreiben mit Zustellgarantie
Von diesem Konzept ist Yahoos Brad Garlinghouse mittlerweile wieder abgerückt. Seine neuesten Vorschläge sehen anders aus und gehen konform mit den Vorstellungen, die sich AOL zu Eigen macht. Nicht der Emailversand generell soll kostenpflichtig werden. Vielmehr möchte man so etwas wie „eingeschriebene“ Emails mit Zustellgarantie einführen. Bis zu einem US-Cent pro Mail will man denjenigen Unternehmen künftig abknöpfen, die ihre Mails an allen Spamfiltern vorbei direkt in die Empfangsboxen ihrer Kunden ausgeliefert sehen möchten. Zu diesem Zweck wollen AOL und Yahoo ihrer kostenpflichtigen Mails über den Mailprovider Goodmail zustellen lassen. Die kostenpflichtigen Mails sollen „zertifiziert“ werden, sodass kein Spamfilter sie aus Versehen „verschluckt“.
Netzneutralität wird aufgeweicht
Kritiker sehen in den Plänen, mit denen Yahoo und AOL kürzlich an die Öffentlichkeit getreten sind, den Beginn einer Zweiklassengesellschaft im Internet. Die Einen zahlen für ihre Mails und können sicher sein, dass sie auch ankommen. Die anderen müssen akzeptieren, dass ihre Mails möglicherweise den Empfänger nicht erreichen. Außerdem wird befürchtet, dass sich dieses Geschäftsprinzip, das AOL und Yahoo erklärtermaßen Millionen US-Dollar in die Kassen spülen soll, auf das gesamte Internet ausdehnen könnte. Wer zu bezahlende Dienste nutzt, wird besser behandelt. Diese Ungleichbehandlung widerspräche der so genannten „Netzneutralität“. Danach wird jeder Datenverkehr gleichbehandelt und niemand bevorzugt, weil er kostenpflichtige Dienste in Anspruch nimmt. Der Handelsausschuss des US-Senates wird sich demnächst mit diesem Neutralitätsprinzip, das den Datenverkehr im Internet bisher konstituierte, beschäftigen.
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