Per Mausklick gegen Internetzensur
Die 13 Feinde der Freiheit
Die Organisation Reporter ohne Grenzen http://www.reporter-ohne-grenzen.de/ hat weltweit dreizehn Länder als die größten Feinde eines freien Internets ausgemacht. Islamische Länder wie Iran und Saudi-Arabien gehören ebenso dazu wie China, Kuba, Nordkorea, Syrien, Tunesien, Vietnam und Weißrussland. Alle diese Länder zeichnen sich dadurch aus, dass sie versuchen, das Internet für ihre Einwohner so weit wie möglich zu zensieren. Eine Vorreiterrolle hat hier – allein schon wegen seiner Größe – die Volksrepublik China. Die chinesische Regierung lässt nicht nur einzelne Webseiten vollkommen oder teilweise sperren, sondern wendet sich mit ihrem staatlichen Repressionsapparat auch gegen Internetnutzer, die das Internet als freies Kommunikationsmedium gebrauchen.
Stellvertreter Yahoo
In diesem Zusammenhang hat die 1985 gegründete Organisation Reporter ohne Grenzen insbesondere Internetunternehmen im Visier, die aus ökonomischen Gründen mit den totalitären Regimes, die ihre staatliche Macht auch auf das weltumspannende World Wide Web ausdehnen wollen, zusammenarbeiten. An erster Stelle steht hier das Suchmaschinenportal Yahoo. Aber auch andere Unternehmen wie Google oder Microsoft zeichnen sich durch eine mitunter enge Zusammenarbeit mit den Feinden des Internets aus. Yahoo steht deshalb nur stellvertretend für eine Reihe anderer kooperationswilliger Unternehmen.
Yahoos vorauseilender Gehorsam
Die Suchmaschinenbetreiber von Yahoo werden allerdings auch deshalb gesondert erwähnt, weil sie Daten ihrer Nutzer in mehreren Fällen offenbar besonders bereitwillig an die chinesischen Behörden weitergegeben haben. Deshalb musste sich Yahoo Hongkong im April dieses Jahres den Vorwurf gefallen lassen, private Nutzerdaten an die chinesischen Behörden herausgegeben zu haben, obwohl die in Hongkong geltenden Datenschutzbestimmungen eine solche Datenherausgabe verbieten. Konkret geht es um den Fall des chinesischen Journalisten Shi Tao, der in der chinesischen Provinz Hunan wegen des angeblichen Verrats von Staatsgeheimnissen angeklagt und zu zehn Jahren Haft verurteilt worden war. Das Urteil erging u. a. auf der Grundlage von Nutzerdaten des Angeklagten, die Yahoo Hongkong den chinesischen Behörden bereitwillig – und gesetzeswidrig – zur Verfügung gestellt hatte.
Eine Protest-CD für Jerry Yang
Damit Yahoo-Gründer Jerry Yang auch verbal erfährt, was seine Kritiker von ihm und seiner Firma halten, können Internetnutzer aus aller Welt von ihrem PC aus eine Nachricht aufnehmen, die Yang dann später – wahrscheinlich per CD - zugesandt werden soll. „Wir wissen noch nicht genau, auf welchem Weg wir ihm die Nachrichten übermitteln werden“, erklärte Julien Pain, Chef der französischen Dependance von Reporter ohne Grenzen. „Am liebsten möchte wir aber einfach persönlich zu Yahoo gehen und sie ihm auf einer CD überreichen.“
Klicken gegen Zensur
Um zu zeigen, dass die Internetgemeinde solidarisch ist mit den Opfern der Internetzensur, sollen symbolisch innerhalb von 24 Stunden alle schwarzen Zensur-Löcher auf einer Landkarte beseitigt werden. Die Karte wird Reporter ohne Grenzen ab morgen 11 Uhr auf seinen Webseiten anbieten. Jeder Mausklick wird nur einmal gezählt. 24 Stunden später soll das Internet dann frei von jeglicher Zensur sein – zumindest symbolisch.
Ein Herz für Blogger
Daneben wird die Organisation eine eigene Blog-Plattform aus der Taufe heben. „Wer seinen Blog auf www.rsfblog.org einrichtet, hilft der Organisation, diejenigen zu unterstützen, die sich der Internetzensur widersetzen“, heißt es seitens der Reporter ohne Grenzen. Jede Woche sollen hier in Zukunft unter der Rubrik „Die Welt aus der Sicht der Blogs“ die Meinungen von Bloggern aus aller Welt zu einem bestimmten Thema veröffentlicht werden.
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