Die Geschäfte laufen ausgezeichnet für die gemeinnützige Mozilla Foundation mit Sitz im kalifornischen Mountain View in Nachbarschaft von Google. Rund 53 Millionen US-Dollar hat die Stiftung im letzten Geschäftsjahr eingenommen. Der Löwenanteil kommt von Google. Der werbefinanzierte Suchmaschinengigant zahlt für jeden Nutzer, der über das Firefox-Suchfeld zu Google kommt. Provisionen kommen auch von Amazon und eBay. Derweil hagelt es Kritik an Google ausgerechnet von Blake Ross, einem der führenden Firefox-Entwickler. Google missbrauche seine dominante Stellung auf dem Suchmaschinenmarkt, um eigene Produkte zu vermarkten.
Die Geschäfte laufen gut
Firefox, Thunderbird und andere Mozilla-Software gibt es kostenlos im Netz. Jeder kann sie sich unentgeltlich herunterladen und im heimischen PC installieren. Dennoch ist das Mozilla-Projekt kein Zuschussunternehmen ist, das allein von Spendengeldern lebt. Rund 53 Millionen US-Dollar konnte die gemeinnützige Mozilla-Stiftung ihrer Chefin Mitchell Baker zufolge im letzten Geschäftsjahr umsetzen – bei nur rund 8 Millionen Dollar Ausgaben – ein gutes Verhältnis, das der Stiftung und ihren Mitarbeitern ein großes Stückchen Unabhängigkeit beschert, wie Baker in ihrem Weblog erklärt.
Haupteinnahmen stammen von Google
Die Haupteinnahmen stammen von der kalifornischen Suchmaschine Google, in deren Nachbarschaft sich auch die Mozilla-Stiftung angesiedelt hat. Google lässt sich den Vorteil, im Firefox-Suchfenster die werksmäßig eingestellte Suchmaschine zu sein, offenbar etwas kosten. Über die vertraglichen Beziehungen, die zwischen der Mozilla-Stiftung und Google bestehen, dringt zwar kaum etwas nach draußen. Experten gehen jedoch davon aus, dass Google für den Traffic, der ihm durch das Firefox-Suchfenster zufließt, recht tief in die eigene Tasche greift. Die Mozilla Foundation erhält einen bestimmten Obolus für jeden Nutzer, der per Firefox zu Google wandert – und zwar unabhängig davon, ob der Firefox-Nutzer dann auf eine Google-Textanazeige klickt. Mozilla ist darüber hinaus auch an den Werbeeinnahmen beteiligt, die Firefox-Kunden bei der kalifornischen Suchmaschine generieren.
Kritik an Google
Trotz dieser intensiven wirtschaftlichen Zusammenarbeit herrscht zwischen Google und einigen Mozilla-Mitarbeitern keineswegs nur eitel Sonnenschein. Erst kürzlich hat Blake Ross, einer der führenden Entwickler des Mozilla-Browsers Firefox, herbe Kritik an den Geschäftspraktiken des kalifornischen Werbe- und Suchgiganten geübt. Google missbrauche seine dominante Stellung auf dem Markt für Suchmaschinen, um die eigenen Produkte zu vermarkten, erklärte Ross in seinem Weblog.
Googles Tipps
Ross warf Google konkret vor, in den Tipps, die die Suchmaschinenfirma seit ein paar Tagen ganz oben auf den Google-Suchergebnislisten platziert, die eigenen Produkte zu bewerben, obwohl es sich dabei keineswegs um die besten am Markt erhältlichen Softwareprodukte und Dienstleistungen handele. Suche ein Google-Nutzer beispielsweise nach Begriffen wie „Kalender“, „Blogging“ oder „Photo Sharing“ würden hier Google-Produkte wie Picasa, Blogger oder Google Calendar genannt. Google führe dadurch seine Nutzer hinters Licht und missbrauche seine Marktposition zuungunsten der Konkurrenz. „Das ist ein schlechtes Zeichen für Google“, schreibt Ross.
Unlautere Werbung
Ein solches Verhalten sei zwar auch bei anderen Suchmaschinenfirmen anzutreffen, führt Ross in seinem Weblog aus. Google habe sich aber mit seinem Firmenmotto „Don’t be evil“ und seiner gesamten Unternehmenspolitik einem ganz besonderen moralischen Grundsatz verschrieben. Es sei deshalb ein weitaus höherer Maßstab als bei anderen Webunternehmen anzulegen. Auch der Aspekt der „unlauteren Werbung“ falle ins Gewicht, meint Ross. Zwar sei Google weit davon entfernt, in seinen Tipps die Produkte anderer Unternehmen schlecht zu machen. Doch eine solche Tendenz sei vorhanden, wenn Google die eigenen Produkte und Dienstleistungen in diesen Tipps bewirbt, die noch zudem ganz oben auf den Suchergebnislisten erscheinen.
Google-interne Kritik
Google-Mitarbeiter Matt Cutts gibt Ross in seinem eigenen Weblog Recht. Auch ihm passe es nicht, dass in den Google-Tipps zu oft die eigenen Produkte auftauchen. „Wenn die Entscheidung bei mir läge, dann würde ich diese Tipps ganz entfernen oder so weit zurückfahren, dass sichergestellt ist, dass sie sehr gezielt (also nur bei wenigen speziellen Suchbegriffen) erscheinen“, so Cutts. Cutts hat aber offenbar recht wenig zu entscheiden. Denn die Google-Tipps erscheinen weiter und werben vielfach für Google-eigene Produkte.
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