US-Jugendliche aktiv im Netz
Vorurteile gehen über Bord
Kreativität ist in, meint das gemeinnützige PEW Internet & American Life Project nach der statistischen Auswertung einer repräsentativen Telefonumfrage, die Ende letzten Jahres unter eintausend jugendlichen US-Amerikanern im Alter von 12 bis 17 Jahren durchgeführt wurde. Thema war ihr Online-Verhalten und speziell die Frage, ob und inwieweit Internetinhalte lediglich passiv konsumiert oder auch aktiv gestaltet würden. Das Ergebnis lässt aufhorchen und spült etliche Vorurteile über Bord. Kulturpessimisten, die von Jugendkultur oftmals keinen blassen Schimmer haben und sich meist auch nicht die Mühe machen, genauer hinzuschauen, beklagen ebenso regelmäßig wie lautstark, dass US-Jugendliche passive Medienkonsumenten seien, die sich tagein, tagaus berieseln ließen und zu keiner eigenen Aktivität mehr fähig seien. Falsch, halten die PEW-Forscher jetzt mit ihrer repräsentativen Umfrage dagegen. Jugendliche sind viel aktiver, als mancher glauben machen will, aktiver jedenfalls als der durchschnittliche Erwachsene.
Homepages, Weblogs, eigene Inhalte
Lediglich sieben Prozent aller erwachsenen Internetnutzer stellen eigene Inhalte ins Netz oder schreiben Weblogs. Demgegenüber nutzen insgesamt 57 Prozent der Jugendlichen die Möglichkeiten des Internets aktiv. 33 Prozent der befragten Jugendlichen bieten eigene Inhalte wie Fotos, Texte, Musik-Remixe oder andere künstlerische Werke online an. 32 Prozent haben eigene Homepages oder Weblogs oder engagieren sich für die Webseiten anderer Personen, von Vereinen oder ihrer Schule. Jeder Fünfte hat zudem eine eigene Webseite, die regelmäßig mit eigenen Inhalten versorgt wird. Ein eigenes Weblog führen 19 Prozent der befragten Jugendlichen.
Mädchen aktiver als Jungen
Mädchen zwischen 15 und 17 Jahren und sind besonders aktive Bloggerinnen. 25 Prozent der in dieser Altersgruppe befragten Mädchen schreiben ein Weblog. Die Jungen dieser Altersgruppe sind um zehn Prozent „schreibfauler“. Lediglich 15 Prozent von ihnen zählen sich zu den Bloggern. Die Studie werfe insgesamt ein interessantes Schlaglicht auf das Medienverhalten US-amerikanischer Jugendlicher, meint Lee Rainie, Leiter der Untersuchung. „Das alte Modell vom Produzenten und Konsumenten wird aufgebrochen, die Jugendlichen definieren das Medium Internet neu.“ Millionen US-Teenagern diene das Internet als eine Plattform, „durch die sie unsere Kultur formen können“, kommentiert Rainie diesen Trend.
Copyright total egal
Die PEW-Studie befragte die Jugendlichen auch nach ihren Musik-Downloadgewohnheiten und ihrer Einstellung zu kostenlosen, aber illegalen Musiktauschbörsen. Dass Jugendliche zu den eifrigsten Downloadern gehören, dürfte nicht verwundern und wird die Verantwortlichen in den Managementetagen der Musikindustrie wahrscheinlich freuen. In deren Ohren weniger erfreulich klingt vermutlich, dass Jugendliche auch weiterhin zu den eifrigsten Nutzern illegaler Musiktauschbörsen zählen und sich auch in Zukunft nicht vorstellen können, auf solche Quellen zu verzichten, um sich mit Musik zu versorgen. „Downloaden von Musik über Filesharing ist kinderleicht. Es ist unrealistisch zu erwarten, dass das keiner mehr macht“ – drei Viertel aller befragten Jugendlichen stimmten dieser Aussage zu. Die Hälfte von ihnen meinte, das Tauschen von urheberrechtlich geschützten Werken sei grundsätzlich falsch. Der anderen Hälfte waren Urheberrechtsfragen total egal.
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