Drei Jahre sind genug: T-Online und das ZDF werden künftig getrennte Wege gehen. Entsprechende Medienberichte wurden von ZDF-Intendant Markus Schächter bestätigt. Danach wird das ZDF den Kooperationsvertrag mit dem Internetprovider und Online-Portalbetreiber T-Online zum Jahresende auslaufen lassen. Das ZDF reagiert mit dieser Entscheidung offenbar auf eine Beschwerde, die der Verband der Privatsender bei der Brüsseler EU-Kommission eingereicht hatte. Beschwerdegrund: Das ZDF verstößt gegen seinen öffentlich-rechtlichen Auftrag und betreibt zudem Schleichwerbung.
Lukrative Zusammenarbeit
Die Zusammenarbeit zwischen T-Online und ZDF begann auf der Internationalen Funkausstellung im August 2001 und war für beide Seiten recht lukrativ. Das ZDF kassierte jährlich 3,3 Millionen Euro und erwähnte den Darmstädter Online-Provider in jeder ZDF-Nachrichtensendung mindestens einmal, wenn die Webadresse des gemeinsamen Nachrichtenportals genannt wurde: www.heute.t-online.de. Unter dieser Webadresse betreiben das ZDF und T-Online ein gemeinsames Nachrichtenportal mit perfekter Arbeitsteilung: Der Internetprovider aus Darmstadt stellt die technische Infrastruktur bereit, der Mainzer Sender liefert die entsprechenden Inhalte.
Verbotene Kommerz-Aktivitäten?
Die privaten Fernsehsender beäugen die kommerziellen Aktivitäten der öffentlichrechtlichen Hörfunk- und Fernsehsender seit jeher mit Argusaugen. Sie fürchten, dass die Öffentlich-Rechtlichen zu sehr im wirtschaftlichen Revier der Privaten wildern und ihnen dadurch Wettbewerbsnachteile (sprich: Gewinneinbußen) entstehen. ARD und ZDF finanzieren sich zum allergrößten Teil aus Gebühren. Werbung ist nur in begrenztem Umfang erlaubt. Rein kommerzielle Aktivitäten widersprechen den Rundfunkstaatsverträgen, die die rechtliche Grundlage für ARD und ZDF liefern. In genau diesen Bereich nicht erlaubter kommerzieller Aktivitäten fällt die Zusammenarbeit zwischen ZDF und T-Online, meint der Verband der Privatsender und unterstellt dem ZDF obendrein unzulässige Schleichwerbung für den Internetprovider aus Darmstadt. Um dieser Kritik Nachdruck zu verleihen, beschwerten sich die privaten Fernsehsender bei der EU-Kommission in Brüssel.
ZDF-Intendant würdigt Zusammenarbeit
Mit der Ankündigung, die Verträge mit dem Darmstädter Internetprovider auslaufen zu lassen, kommt das ZDF einer Entscheidung der Brüsseler EU-Kommission zuvor. Offenbar erwartet man in den Mainzer Chefetagen aus Brüssel einen negativen Bescheid. Probleme in der Partnerschaft scheinen nämlich bei der nun ergangenen Entscheidung keine Rolle gespielt zu haben. Die Partnerschaft mit T-Online sei erfolgreich gewesen und habe wesentlich dazu beigetragen, das „Heute“-Nachrichtenportal im Internet zu positionieren und technologisch umzusetzen, würdigte ZDF-Intendant Markus Schächter die bisherige Zusammenarbeit. Ausschlaggebend für die Trennung von T-Online seien allein medienpolitische Gründe im Zusammenhang mit der weiteren Reduzierung von Kooperationen, die das ZDF beispielsweise mit Pharmaunternehmen abgeschlossen hatte. Ob und inwieweit sich das informative und übersichtliche Heute-Nachrichtenportal in Zukunft ändern wird, erwähnte ZDF-Intendant Schächter nicht.
Rückschlag für T-Online
Für T-Online bedeutet die ZDF-Entscheidung einen herben Rückschlag. Die Darmstädter Telekom-Tochter versucht seit geraumer Zeit, ihr Internetportal besser zu vermarkten und mit kostenpflichtigen Inhalten Einnahmen zu erzielen. Links auf der gemeinsamen Heute-Nachrichtenplattform verwiesen auf die Inhalte der T-Online-Seiten und waren eine gute Werbung für das Darmstädter Portal. Darauf wird T-Online künftig nun verzichten müssen. Trotzdem steht der Internetprovider nicht im Regen. Längst gibt es andere Partnerschaften zum Beispiel mit der Bildzeitung. Doch entwickelt sich das Portalgeschäft bei T-Online insgesamt nur sehr zögerlich. Die Kooperation mit der Bildzeitung beispielsweise schreibt noch immer rote Zahlen.
Zurück zur News-Übersicht