Alles nur "gefühlt"?
eBay im Visier von Betrügern
Das Umfrageinstitut TNS Infratest befragte insgesamt 1158 erwachsene Internetnutzer per Telefonumfrage nach ihren Erfahrungen im Internet, wobei besonders großer Wert auf Fragen nach dem Online-Einkaufsverhalten gelegt wurde. Die Befragung fand zwischen dem 6. und 16. September dieses Jahres statt und wurde als repräsentative Studie angelegt. In Auftrag gegeben hatte diese Studie das Internetauktionshaus eBay – aus gutem Grund. Betrügereien sind bei eBay keine Seltenheit. Schlagzeilen machte erst kürzlich ein Fall in Großbritannien, in dem Phishing-Betrüger britische eBay-Kunden um insgesamt 300.000 Euro betrogen hatten. Über eine gefälschte Webseite waren die Internetbetrüger an die Bankdaten von mehr als 160 eBay-Kunden gelangt. Sie hatten sich der üblichen Masche bedient und sich als Mitarbeiter von eBay ausgegeben, die die Accountdaten aktualisierten müssten. Solche Betrugsfälle sind geschäftsschädigend. Deshalb haben Online-Unternehmen wie eBay, aber auch beispielsweise Banken und Sparkassen ein großes Interesse daran, die Sicherheit ihrer Online-Läden zu erhöhen. Alle Sicherheitsmaßnahmen, die ein Online-Unternehmen trifft, sind jedoch vergeblich, wenn der Kunde nicht mitspielt. Aufklärung tue deshalb Not, meinen die Verfasser der Studie.
Nur „gefühlte“ Sicherheit?
Die Ergebnisse der Studie beruhen größtenteils auf nicht nachprüfbaren Selbstauskünften der Befragten. Soweit ersichtlich gab es keine Kontrollfragen, mit denen man die Richtigkeit der Selbstauskünfte hätte überprüfen können. So darf es nicht verwundern, dass die Heavy-User, die sich oft im Internet aufhalten und auch die kommerziellen Angebote häufiger als andere nutzen, von sich meinten, sie hätten einen hohen Wissensstand, wenn es um Sicherheitsfragen gehe. Knapp fünfzig Prozent der befragten Vielnutzer gaben an, sich sehr gut oder gut informiert zu fühlen. Ob das auch wirklich stimmt oder ob es sich dabei lediglich um eine trügerische, „gefühlte“ Sicherheit handelt, die mit dem Wissen über wirkliche Netzgefahren und sicheres Verhalten im Netz nicht unbedingt korrespondieren muss, bleibt offen. Hier wären Kontrollfragen nach dem eigenen Sicherheitsverhalten sehr nützlich gewesen. Beispielsweise hätte man fragen können, wie oft diese Gruppe der angeblich gut Informierten ihren Virenscanner aktualisiere, Windows-Sicherheitsupdates durchführe oder eine Firewall benutze. Ungeklärt ist somit nach wie vor die Frage, ob sich jemand, der sich sicher fühlt, dann auch tatsächlich sicherheitsbewusst verhält. Von den Wenignutzern meinten übrigens nur 26 Prozent, gut oder sehr gut informiert zu sein. Fast ein Drittel gab hier an, unzureichend oder überhaupt nicht informiert zu sein.
Sicherheitshinweise deutlicher kennzeichnen
Insgesamt räumten 68 Prozent aller Befragten Nutzer ein, sich mit sicherheitsrelevanten Fragen noch nicht auseinander gesetzt zu haben. Daran hätten auch die Anbieter Schuld, meinten immerhin knapp 18 Prozent der Befragten. Online-Firmen würden Sicherheitshinweise nämlich oftmals so platzieren, dass sie nicht auf den ersten Blick erkennbar seien. Sicherheitsangebote müssten deshalb, so die Verfasser der Studie, deutlicher gekennzeichnet werden und dürften sich nicht irgendwo im Kleingedruckten verstecken.
Welche Schlüsse sind daraus zu ziehen?
Die Verfasser der Studie meinen, jetzt müsse man sich insbesondere um die Wenignutzer kümmern und sie über die tatsächlichen Netzgefahren aufklären. Wie das geschehen könne, bleibt offen. Es wird lediglich an die Medien appelliert, genauer und häufiger über die Gefahren beim Online-Shopping und die Möglichkeiten, Internetbetrügern zu entgehen, zu informieren. In Analogie zum „gesunden Menschenverstand“ müsse ein „gesunder Internetverstand“ herausgebildet werden, erklärte eBay-Geschäftsführer Stefan Groß-Selbeck. eBay wolle deshalb verstärkt auf Aufklärung setzen – und zwar in einer Sprache, die die Nutzer auch verstehen. Computerdeutsch und Anglizismen sollen künftig der Vergangenheit angehören.
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