Das US-amerikanische Justizministerium plant offenbar einen massiven, weltweiten Schlag gegen Piraterie auf allen Ebenen. Dabei soll es um Urheberrechtsverletzungen, Fälschungen, die illegale Verbreitung von Filmen und illegales Filesharing von Musikdateien gehen. Laut Noch-US-Justizminister John Ashcroft, der sein Amt demnächst an seinen Nachfolger Al Gonzales übergibt, soll es sich dabei um den „härtesten, aggressivsten Schlag“ gegen den kriminellen Diebstahl geistigen Eigentums handeln, der jemals durchgeführt wurde. Im Vordergrund der geplanten Aktionen stehen offenbar kommerzielle Raubkopierer. Ins Visier der US-amerikanischen Justizbehörden geraten aber auch „normale“ Filesharer, die über Musik- und Filmtauschbörsen urheberrechtlich geschütztes Material verbreiten.
Kampf gegen Piraterie hat höchste Priorität
„Der Diebstahl geistigen Eigentums ist eine eindeutige Gefahr für die US-amerikanische Wirtschaft und das Wohlergehen und die Sicherheit des amerikanischen Volkes“, zitiert das australische News-Magazin Australian IT den US-Justizminister. Wer solche pathetischen Sätze von sich gibt, ist offenbar zu allem entschlossen. „Und die Durchsetzung unserer Gesetze zum Schutz geistigen Eigentums gehört zu unseren höchsten Prioritäten“, fügt Justizminister Ashcroft deshalb im gleichen Atemzug hinzu. Zu diesem Zweck wurde bereits eine Task Force ins Leben gerufen, die sich mit dem Piraterieproblem auseinander setzen sollte. Die Ergebnisse liegen mittlerweile vor.
Wo die Gefahren wirklich liegen
Anders, als es der Justizminister reichlich eindimensional und deshalb besonders öffentlichkeitswirksam ausdrückt, hat sich die von ihm eingesetzte Task Force nicht nur mit raubkopierten Filmen, Musiktiteln oder Software beschäftigt, sondern hat das Problem gefälschter Produkte umfassend beleuchtet. Entgegen weit verbreiteter Ansichten gehe es beim Schutz geistigen Eigentums laut Bericht der Task Force nicht primär um gefälschte DVDs, die irgendwo auf dem schwarzen Markt von Straßenhändlern verkauft werden, oder um Musikfiles, die illegal übers Internet getauscht werden. Wesentlich wichtiger sei vielmehr die Fälschung von verschreibungspflichtigen Medikamenten, von Auto- und Flugzeugteilen, Batterien, Chemikalien wie Insektenvernichtungsmitteln sowie Nahrungsmitteln. Diese Fälschungen schädigen nicht nur die betroffenen Firmen, sondern stellten darüber hinaus eine Gefahr für die Verbraucher dar. Um hier wirksam eingreifen zu können, schlägt der Bericht der Task Force eine massive Aufstockung der Mittel vor. Gleichzeitig wird vorgeschlagen, alle gesetzlichen Mittel auszuschöpfen, um gegen die international agierenden, kriminellen Urheberrechtsverletzer und Produktfälscher auch außerhalb der USA vorgehen zu können.
„Raubkopierer sind Verbrecher“
Dass die Vertreter der US-amerikanischen Musik- und Filmindustrie sich an solche Aussagen anhängen, darf nicht verwundern. Sie vermischen gerne den nicht-kommerziellen Tausch urheberrechtlich geschützter Film- oder Musikdateien mit dem von kommerziellen Raubkopierern organisierten weltweiten Handel mit Raubkopien sowie mit der Produktpiraterie allgemein. Entsprechendes gilt übrigens auch für die deutsche Filmindustrie, die beispielsweise in ihrer „Raubkopierer sind Verbrecher“-Kampagne ebenfalls nicht-kommerzielle Filesharer zusammen mit kommerziell-kriminellen Raubkopierern rigoros in einen Topf wirft. Oder meint die Filmindustrie wirklich, kommerzielle Raubkopierer durch ihre penetranten Kinospots auf den „rechten Weg“ zurückführen zu können?
Hitliste der Piraterie-Länder
Eine kürzlich veröffentlichte Studie des Marktforschungsinstituts IDC enthält – bezogen allerdings nur auf Software-Piraterie - eine Liste derjenigen Länder mit den höchsten Piraterieraten. Danach ist China das Piraterie-Land Nummer eins, gefolgt von Vietnam, der Ukraine, Indonesien und Russland. Die niedrigsten Piraterieraten haben die USA, Neuseeland und Dänemark. Zu den so genannten „sauberen Ländern“ zählt die Studie darüber hinaus Deutschland, Großbritannien, Japan, Belgien, Schweden, Österreich und Australien – seltsamerweise alles Länder, deren Musik- und Filmindustrien immer wieder lautstark über Raubkopierer und illegale Filesharer in der eigenen Bevölkerung jammern.
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