Tausche Datenschutz gegen Desktopsuche
Wie Feuer und Wasser
Es gibt Dinge, die wollen einfach nicht zusammenpassen. Feuer und Wasser beispielsweise. Oder Google und Datenschutz. Den besten Beweis für die Unvereinbarkeit der beiden Begriffe liefert die Suchmaschinenfirma mit steter Regelmäßigkeit selbst. Wurden bisher „nur“ persönliche Daten des Google-Nutzers auf den US-Servern der US-Suchmaschinenfirma abgespeichert, geht Google mit der neuen, gerade erst in englischer Sprachversion erschienenen Desktopsuche noch einen entscheidenden Schritt weiter. Wenn es der Nutzer wünscht, speichert die neue Desktopsuche alle Inhalte, die im heimischen PC vorhanden sind, in Form von Indexdateien auf Googles US-Servern im sonnigen Kalifornien ab. Auch die besuchten Webseiten werden abgespeichert. Anschließend kann der Nutzer von jedem beliebigen anderen PC aus auf diese Daten zugreifen.
Virtuelle Festplatte von Google
Die neue Funktion arbeitet wie eine virtuelle Festplatte. Der Nutzer legt fest, welche Daten indiziert und zu Googles Servern hochgeladen werden sollen. Wer auf diese Daten zugreifen möchte, muss sich authentifizieren. Die Daten sollen auf den Google-Servern verschlüsselt gespeichert werden. Ob das auch wirklich geschieht, kann der Nutzer nicht überprüfen. Der Zugriff wird auf „eine Hand voll“ Google-Mitarbeiter beschränkt, heißt es aus dem Hause Google. Immerhin gibt die Suchmaschinenfirma damit zu, dass es prinzipiell möglich ist, die gespeicherten Daten auszuwerten. Das werde jedoch nicht geschehen, versichert Google. Ob sich Google auch tatsächlich an dieses vage Versprechen hält, kann der Google-Kunde ebenfalls nicht überprüfen.
Nichts ist wirklich überprüfbar
Ebenso wenig hat der Nutzer eine Kontrolle darüber, ob die Daten auf Googles Servern auch wirklich gelöscht werden, wenn der Nutzer es wünscht. Google verspricht in diesem Falle zwar die totale Löschung aller Daten. Ob auch wirklich alle Files einschließlich der Sicherungskopien, die Google wie jeder gute Webhoster automatisch anlegen wird, von den Servern der Firma auf Wunsch des Nutzers endgültig verschwinden, lässt sich nicht überprüfen.
Ein „faires“ Tauschgeschäft
Google geht davon aus, dass die neue Desktopsuche ein Erfolg wird. Es sei ungemein praktisch, heißt es, von zu Hause aus beispielsweise auf den Computer im Büro auch dann zugreifen zu können, wenn der Bürocomputer offline ist. „Wir glauben, dass dieses Werkzeug äußerst nützlich ist“, erklärte Marissa Mayer, bei Google zuständig für den Bereich Suchprodukte. Im gleichen Atemzug merkte sie jedoch an, dass der User bei der Nutzung dieses Suchwerkzeugs zwangsläufig einen Teil seines Datenschutzes aufgeben müsse. Datenschutz gegen ferngesteuerte Desktopsuche – dieses „faire“ Tauschgeschäft mache Mayer zufolge eine ganze Menge Sinn. Fragt sich nur, für wen…
Vorher das Kleingedruckte lesen
Die neue Version der Google Desktopsuche gibt es derzeit nur in einer englischen Sprachversion und auch nur für Windows XP und Windows 2000 Service Pack 3. Das Programm ist rund 1,5 MB groß und steht ab sofort zum Download bereit. Es ist zu empfehlen, vor der Installation Googles Datenschutzrichtlinien sowie die Hinweise zum Datenschutz bei der Desktopsuche eingehend und kritisch durchzulesen.
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