Sicherheitsbündel von Microsoft
EU-Verkaufsverbot für Windows Vista?
Was darf ein Betriebssystem können, welche Funktionen und Programme sollte es aus wettbewerbsrechtlichen Gründen besser nicht enthalten? Die EU-Wettbewerbskommission beschäftigt sich seit geraumer Zeit mit dieser Frage. Im Visier der europäischen Wettbewerbshüter steht Microsoft mit seinem derzeitigen Betriebssystemflaggschiff Windows XP. Stein des Anstoßes ist der Windows Media Player, der standardmäßig in das Redmonder Betriebssystem integriert ist. Die EU-Kommission sieht darin einen Verstoß gegen geltendes Wettbewerbsrecht. Microsoft missbrauche seine Marktmacht auf dem Betriebssystemsektor, um auch auf dem Marktsegment der Medienabspielprogramme seine eigene Software durchzusetzen. Für Windows Vista hat Neelie Kroes, oberste Wettbewerbshüterin in der EU, bereits ein mögliches Verkaufsverbot angekündigt, falls Microsoft Zusatzprogramme wie Internetsuche oder Sicherheitsprogramme mit Windows Vista bündele. In Europa wird Microsoft bei der Markteinführung seines neuen Betriebssystems deshalb vermutlich einen schweren Stand haben.
Microsoft ist kein Garant für Sicherheit
Ob und wie die Sicherheitsbranche auf die Bündelung von Sicherheitssoftware mit Windows Vista reagieren wird, lässt sich derzeit nur vermuten. Das US-Unternehmen Symantec jedenfalls bietet den Redmonder Bündelungsprofis derzeit selbstbewusst die Stirn. Microsoft sei alles andere, nur kein Garant für Sicherheit, erklärte Symantec-Chef John Thompson kürzlich auf der SymantecVision-Konferenz 2006 in San Francisco. „Wir gehen davon aus, dass auch die neue Windows-Umgebung wie alle anderen Umgebungen und Plattformen geschützt werden muss“, sagte Thompson und fügte angriffslustig hinzu: „Außerdem wissen wir mehr über Sicherheit, als Microsoft es jemals tun wird.“
Der Markt wird enger
Die Analysten der US-Beratungsfirma Yankee Group gehen in ihrer jüngsten Studie davon aus, dass sich der Markt für Firewalls und Antispyware im Zuge der Markteinführung von Windows Vista „signifikant verkleinern“ werde. Da Vista keinen hauseigenen Virenscanner mitbringen wird, sei der Markt für Antivirensoftware nicht betroffen. Doch die Hersteller von Desktop-Firewalls und Antispyware-Programmen müssten mit erheblichen Markteinbußen rechnen. Für die meisten Anwender reichten Vista-Firewall und Antispyware völlig aus, meinen die Yankee-Group-Spezialisten. Da werde es für die anderen Firmen reichlich eng – es sei denn, die Redmonder Programmbündelungsstrategie stößt US-amerikanischen und europäischen Wettbewerbshütern wirklich sauer auf.
Zurück zur News-Übersicht