Kinderschutz von Microsoft
Google vs. Justizministerium
Heute beginnt das Gerichtsverfahren gegen Suchmaschinenprimus Google auf Herausgabe anonymer Nutzungsdaten und einer Stichprobe von einer Million Datensätze aus dem Webindex der Suchmaschinenfirma. Die Daten benötigt das US-Justizministerium nach eigener Aussage, um die (Un-)Wirksamkeit von Internetfiltertechniken belegen zu können. Offiziell möchte man herausfinden, wie leicht es für Minderjährige ist, ungewollt auf pornografische Inhalte zu stoßen. Dahinter steht die Absicht, ein Gesetz, den Child Online Protection Act (COPA), wiederzubeleben, der noch aus der Clinton-Ära stammt, nie in Kraft trat und die offene Verbreitung pornografischer Inhalte im Netz streng unter Strafe stellen soll. Bürgerrechtler haben das Inkrafttreten des Gesetzes bisher verhindern können. Ihr Argument: Der COPA ist dermaßen weit gefasst, dass nicht nur kommerzielle Pornoseiten ohne Zugangsschutzsystem, sondern auch andere Webseiten davon betroffen sein könnten.
Zensur oder Filter?
Zensur und Verbot oder Filter? – Auf diese simple Fragestellung lässt sich die derzeit in den USA geführte Diskussion reduzieren. Die Ankündigung eines wirksamen Filterprogramms und seine serienmäßige Integration in das kommende Windows Vista kommt da manchem wie gerufen. Macht dieses Programm die gesamte Diskussion um Jugendschutz und Internet doch einigermaßen obsolet – wenn die Filter denn auch wirklich funktionieren. Microsoft preist sein kostenloses Programm als wirksame Kinderschutzsoftware an. Es wird ab Juni für Windows XP zur Verfügung stehen. In Windows Vista soll es standardmäßig enthalten sein.
Windows Live Family Safety Settings
Mit „Windows Live Family Safety Settings“ sollen Eltern die Internetaktivitäten ihrer Kinder wirksam auf die Bereiche beschränken können, die sie für ungefährlich halten. Das Programm filtert automatisch Webseiten mit pornografischen oder sonst wie jugendgefährdenden Inhalten aus. Außerdem wird ein Protokoll über die Nutzungsaktivitäten angefertigt, mit dem Eltern auch nachträglich noch kontrollieren können, wo sich ihr Nachwuchs aufgehalten hat.
Auch Kontrolle von Chat und Email geplant
Derzeit enthält die als englischsprachige Betaversion bereits erhältliche Software noch keine Funktionen zum Filtern und zur Kontrolle etwa von Chats. In einer künftigen finalen Version soll das jedoch anders sein. Hier werden dann auch Chats und Emails kontrolliert. Damit soll etwa verhindert werden, dass Kinder und Jugendliche in Chats unwissentlich Kontakte beispielsweise zu Pädophilen aufnehmen. Wie allerdings die Erziehungsberechtigten jeweils entscheiden sollen, welcher Kontakt harmlos, welcher potenziell gefährlich ist, bleibt auch mit solchen Kontrollfunktionen unbeantwortet.
„Kinder und Medien“
Microsofts Kinderschutzsoftware ist nicht das einzige Filterprogramm, das auf dem Softwaremarkt zu haben ist. Trotzdem hat nur ein Viertel aller deutschen Eltern, deren Kinder zuhause surfen dürfen, eine Filtersoftware im heimischen Rechner installiert. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Kinder und Medien“ des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest. Hauptursache für die geringe Verbreitung von Filterprogrammen sind mangelnde Kenntnisse der Eltern und ein Mangel an Informationen zu diesem Thema.
Zurück zur News-Übersicht