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22. Juli 2006:

Verdächtige Doppelklicks

Klickbetrug ist in den USA seit längerem ein Thema, das auch die Gerichte interessiert. Etliche Verfahren wurden gegen die Betreiber der großen Suchmaschinen angestrengt. Im Februar 2005 wurde gegen Google & Co. vor einem Gericht im US-Bundesstaat Arkansas eine Sammelklage geprellter Werbekunden eingereicht. Im März dieses Jahres zeigte sich Google vergleichsbereit. In einer unabhängigen Untersuchung, die dem Gericht kürzlich vorgelegt wurde, wird der Suchmaschinenfirma nunmehr bescheinigt, nicht tatenlos zugesehen, sondern genug gegen Klickbetrug unternommen zu haben. Das Problem ist damit jedoch keineswegs beseitigt.

Abgerechnet wird per Klick
Google, Yahoo, MSN Search und andere große Suchmaschinen leben zu einem großen Teil von Online-Werbung nach dem Pay-per-click-Prinzip. Abgerechnet wird per Klick auf eine Anzeige. Sowohl die Suchmaschinenbetreiber als auch die Werbekunden bauen darauf, dass das Pay-per-click-Verfahren möglichst reibungslos funktioniert. Umfragen haben ergeben, dass sich fast die Hälfte aller Werbekunden, die beispielsweise bei Google Werbeanzeigen schalten, über Klickbetrügereien Sorgen macht. In der Regel fehlt den werbungtreibenden Firmen nämlich jegliche Kontrolle darüber, von wem die Klicks, die sie bezahlen müssen, letztlich getätigt werden. Sie können sich lediglich auf Indizien verlassen.

Klicken lassen
Steigen die Klickraten auf einzelne Werbeanzeigen ungewöhnlich stark an, könnten Klickbetrüger dahinter stecken, die beispielsweise so genannte Click-Bots einsetzen, um die Klickraten in die Höhe zu treiben. Click-Bots sind spezielle Programme, die die Aufgabe haben, Werbeanzeigen automatisch immer wieder „anzuklicken“ und dadurch die Klickraten zu manipulieren. Manche dieser Programme arbeiten so raffiniert, dass es für einen Suchmaschinenbetreiber wie Google oder Yahoo sehr schwierig wird, solche Manipulationen zu erkennen.

Lediglich Stichproben?
Die Suchmaschinenfirmen sind in der Regel bemüht, dass Problem „Klickbetrug“ so niedrig wie möglich zu hängen. Sie „leben“ davon, dass das Pay-per-click-Abrechnungsverfahren einigermaßen reibungslos funktioniert. Bei den Werbungtreibenden darf sich deshalb nicht das Gefühl breitmachen, Suchmaschinenwerbung sei für Manipulationen besonders anfällig. Google & Co. kontrollieren eigenem Bekunden zufolge deshalb regelmäßig die Klickraten ihrer Kunden. Bei der Menge an Werbekunden, die diese Suchmaschinen haben, dürfte es sich dabei aber allenfalls um Stichproben handeln. Einzelheiten darüber, welche Maßnahmen zur Verhinderung von Klickbetrug ergriffen werden, geben die Suchmaschinenbetreiber im Allgemeinen nicht bekannt. Sie möchten den Klickbetrügern keine Möglichkeit geben, ihre Betrugssysteme zu optimieren.

Problem unter Kontrolle?
Dass insbesondere Google genügend Maßnahmen zur Betrugsprävention und –erkennung ergreift, wurde den Suchmaschinenbetreibern kürzlich durch ein unabhängiges Gutachten bescheinigt, das im Zuge eines Gerichtsverfahrens in Miller County im US-Bundesstaat Arkansas gegen Google und andere Suchmaschinen vorgelegt wurde. „Auf der Grundlage meiner Auswertung komme ich zu dem Ergebnis, dass Googles Anstrengungen, den Klickbetrug zu bekämpfen, vernünftig sind“, heißt es in dem Gutachten, das der US-Informatikprofessor Alexander Tuzhilin erstellt hat. Tuzhilin gilt als Web-Marketing-Experte. Er hat u. a. Googles Anti-Betrugspräventionsteam befragt und kommt zusammenfassend zu dem Ergebnis, dass er behaupten könne, Google habe das Problem mittlerweile „mit hinreichender Wahrscheinlichkeit“ unter Kontrolle.

Doppelklicks werden nicht mehr abgerechnet
Diese Feststellung gelte Tuzhilin zufolge insbesondere für die Bewältigung des Problems der Doppelklicks. Früher hat Google doppelte Klicks, also Klicks, die kurz hintereinander auf eine Anzeige getätigt wurden, dem Kunden in der Regel in Rechnung gestellt. Seit März 2005 hat sich Googles Abrechnungspolitik geändert. Doppelklicks werden nicht mehr abgerechnet. Tuzhilin bemängelt allerdings, dass Google trotz vieler Beschwerden mehr als zwei Jahre benötigt habe, um sich zu dieser geänderten Abrechnungspraxis durchzuringen. „Google won’t be evil“ gilt offenbar nur dann, wenn es nicht ums liebe Geld geht.

Klickbetrüger sind erfinderisch
Mit der Änderung des Abrechnungsverfahrens beim Doppelklick ist das Problem des Klickbetrugs jedoch noch keineswegs gelöst. Klickbetrüger schlafen nicht und lassen sich immer neue Methoden einfallen, um Klickraten so zu manipulieren, dass der Manipulationsnachweis immer schwieriger zu erbringen ist. Die US-Firma Outsell schätzt, dass es beim Klickbetrug um Summen in der Größenordnung von rund 1,3 Milliarden US-Dollar geht. Experten schätzen, dass gegenwärtig rund 14 Prozent aller Klicks auf Werbeanzeigen manipuliert werden.

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Alfred Krüger: Angriffe aus dem Netz. Die neue Szene des digitalen Verbrechens.

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© Alfred Krüger http://www.akrue.de/