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23. Dezember 2006:

Wikiasari gegen Google

Jimmy Wales, neben Larry Sanger Gründer des freien Online-Lexikons Wikipedia, hat Suchmaschinenprimus Google den Kampf angesagt. Mit finanzieller Unterstützung etwa des Medienversandhändlers Amazon entwickelt Wales Firma Wikia derzeit eine Suchmaschine namens Wikiasari, bei der das Webseitenranking anders als bei Google nicht allein Algorithmen überlassen bleiben, sondern von Menschen bewerkstelligt werden soll. Zu diesem Zweck setzt Wales auf die Unterstützung der Online-Community. Anders als Wikipedia ist die Suchmaschine Wikiasari als kommerzielles Unternehmen geplant. Ein Prototyp der Suchmaschine soll bereits Anfang nächsten Jahres an den Start gehen.

Googles Dominanz brechen
„Wikisurf“ oder „Wikiseek“, noch besser „Wikifind“ hätten es womöglich auch getan. Aber Jimmy Wales liebt es offenbar exotisch. Der Name „Wikiasari“ setzt sich aus dem hawaiischen Wort „wiki“ für „schnell“ und dem japanischen Wort „asari“ für „herumstöbern“ zusammen. Noch exotischer klingt jedoch das Ziel, das der Wikipedia-Erfinder mit seinem neuesten Projekt anstrebt. Keinem geringeren als dem Suchmaschinen- und Werbegiganten Google soll es diesmal an den goldverzierten Kragen gehen. Wales Wikiasari soll die zum Teil erdrückende Dominanz der US-amerikanischen Suchmaschine brechen.

Kollektive Intelligenz der Community gegen Google
Um dieses Ziel erreichen zu können, setzt Wales wieder einmal auf die kostenlose Mitarbeit der breiten Online-Community – und auf deren Integrität. Denn anders als bei Google sollen nicht mathematische Ranking-Algorithmen für die Einstufung einer Webseite sorgen, sondern die kollektive Intelligenz der Community. „Google ist bei vielen Suchen sehr gut“, sagt Wales. „Bei vielen anderen dagegen liefert Google nichts als Spam und Schrott.“ Die Ursache hat Wales in den mathematischen Methoden und Verfahren ausgemacht, mit denen die kalifornische Suchmaschine Webseiten bewertet und einstuft.

„Spam und Schrott“
Spammer und kommerzielle Unternehmen versuchten immer wieder, die Google-Suche zu manipulieren – oftmals mit Erfolg. Der Nutzer, der sich durch ellenlange Ergebnislisten und einen Wust von Schrottseiten wühlen muss, hat das Nachsehen. Googles computerbasierte Technologie könne eine redaktionelle Bewertung der Webseiten durch Menschen nicht ersetzen, meint Wales. Die wichtigste Aufgabe einer Suchmaschine sei schließlich zu entscheiden, ob eine Webseite gut sei oder nicht. Computer seien aber sehr schlecht darin, ein solches Werturteil zu treffen.

Besser werden als Google
Statt auf Algorithmen und Computer setzt Wales deshalb auf die Community. Diese vertrauenswürdige Community soll die Qualität von Webseiten per Hand bewerten. Menschen könnten innerhalb von Sekunden entscheiden, welche Qualität eine Webseite hat. „Der Schlüssel ist daher, eine Vertrauensgemeinschaft zu bilden, die das machen kann“, so Wales. Im Ergebnis ließen sich durch diese Form der Webseitenbewertung streckenweise wesentlich bessere Suchergebnisse erzielen, als Google sie derzeit liefern könne.

Kostenlose Mitarbeiter sichern den Profit?
Anders als mit Wikipedia will Wales mit seiner Suchmaschine Wikiasari über die Schaltung von Werbung Geld verdienen. Die Frage ist, wie das zusammenpasst: kostenlose Mitarbeit der vertrauenswürdigen Community und privates Profitstreben. Eine Antwort gibt es darauf derzeit noch nicht. Einem Jimmy Wales werden solche Fragen eben nicht gestellt. Was zählt und für die Medien wichtig ist, ist die Idee: eine Community-basierte Suchmaschine, die Googles Dominanz weltweit brechen will. „Wenn die Qualität stimmt, werden die Leute zu uns kommen“, hofft Wales. Andere Suchmaschinen-Startups haben das auch schon so gehofft und mussten alsbald dennoch ihre Tore wieder schließen. Sie verfügten eben nicht über die weltweite mediale Aufmerksamkeit, die ein Jimmy Wales mit jedem Statement und jedem Projekt sofort genießt.

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