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25. März 2006:

Millionenfacher Missbrauch persönlicher Daten

Massive Datenschutzverstöße – so lautet die Anklage, die der New Yorker Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer gegen die US-Marketingfirma Gratis Internet erhoben hat. Die Firma habe persönliche Daten von rund sieben Millionen Nutzern an so genannte Direktmarketingfirmen verkauft, obwohl sie ihren Nutzern die vertrauliche Behandlung aller Daten zugesichert hatte. Spitzer bezeichnet diesen Fall als die bisher größte, absichtlich durchgeführte Verletzung der Privatsphäre in der Geschichte des Internets. Wenn man jetzt nicht gegensteuere, so der New Yorker Generalstaatsanwalt, ermuntere man auch andere Firmen, den eigentlich zugesicherten Datenschutz immer stärker auszuhöhlen. Gratis Internet spricht von „Outsourcing“ und ist sich keiner Schuld bewusst.

Online-Promotion und Probe-Abos
Die US-Firma Gratis Internet, die mit ihren deutschen Webseiten auch Kunden im deutschsprachigen Raum anwerben will, zählt zu den absoluten Aufsteigern unter den US-amerikanischen Internetfirmen. Im Jahr 2004 erwirtschaftete die Firma, die nur zwölf Angestellte beschäftigt, einen Umsatz von rund 20 Millionen US-Dollar. Die Firma betreibt Direktmarketing und zählt Blockbuster Online, Citibank und den Musikkonzern BMG zu ihren Kunden. Diesen Firmen vermittelt Gratis Internet gegen Bezahlung Kunden, die an diversen Online-Promotion-Aktionen teilnehmen oder Probe-Abos abschließen müssen.

Kostenlose iPods
Das Konzept, nach dem Gratis Internet neue Kunden akquiriert, ist recht simpel und funktioniert nach einem Referenzsystem. Zunächst lockt die Firma ihre Kunden durch Anzeigen mit kostenlosen iPods, DVDs oder Videospielen an. Wer sich registrieren lässt, muss weitere Interessenten werben, die sich für diverse Online-Promotion-Angebote oder Probe-Abos diverser Firmen begeistern sollen und sich ebenfalls anmelden müssen. Für jede erfolgreiche Anwerbung gibt es Punkte. Wer genügend Punkte angesammelt hat, erwirbt das Recht beispielsweise auf einen kostenlosen iPod.

Ein tatsächlich funktionierendes Geschäftsmodell?
Wann man einen Anspruch auf ein kostenloses Präsent erwirbt, entscheidet Gratis Internet nach eigenem Ermessen. Die Firma legt jeweils fest, wie viele Punkte man für einen geworbenen Interessenten erhält. Man behalte sich jedoch „das Recht vor, die Zulassungskriterien für den Erhalt eines Gratisprodukts zu jeder Zeit zu ändern. Dieses könnte zum Beispiel bedeuten, dass wir die Anzahl von erforderlichen Referrals erhöhen“, heißt es ausdrücklich in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Firma. In den USA scheint dieses Geschäftsmodell diversen Medienberichten zufolge jedoch tatsächlich zu funktionieren.

Hat Gratis Internet Daten verkauft?
Weniger funktioniert bei Gratis Internet offenbar der Datenschutz. Die Firma versichert, dass der Datenschutz seiner Kunden streng beachtet werde. Man werde keine Daten an Dritte weitergeben. Doch exakt dieser Vorwurf wird der Firma jetzt gemacht. Die New Yorker Staatsanwaltschaft hat das Geschäftsgebaren der Marketingfirma über mehrere Monate hinweg beobachtet und kommt zu dem Ergebnis, dass Millionen von Datensätzen an mindestens drei Email-Marketingfirmen verkauft und von diesen zu Werbezwecken missbraucht wurden.

"Nur Outsourcing“
„Wir denken nicht, dass wir irgendetwas Falsches getan haben“, äußerte sich Gratis-Internet-Gründer Peter Martin zu den Vorwürfen, die Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer gegen die Firma erhebt. Martin spricht von „Outsourcing“ und behauptet, man habe die fraglichen Daten keineswegs verkauft, sondern an die Direktmarketingfirmen lediglich aus Gründen der Arbeitsteilung weitergegeben. Diese Firmen hätten also im Auftrag von Gratis Internet gehandelt. Das sei in der Branche auch sonst allgemein so üblich, erklärte Martin. Gratis Internet habe die Daten also keinesfalls Dritten zur freien Verfügung überlassen, sondern zu jeder Zeit die volle Kontrolle über die Datenverwendung besessen.

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