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25. August 2006:

Wikipedia gegen Spammer und Vadalen

In der deutschen Ausgabe des Online-Lexikons Wikipedia wird es offenbar demnächst so genannte „stabile“ Artikelversionen geben, die von Wikipedia-Nutzern nicht mehr wie bisher geändert werden können. Die deutschen Wikipedia-Macher wollen dadurch verhindern, dass Lexikonartikel – wie in den letzten Monaten vor allem in der US-amerikanischen sowie in der deutschen Wikipedia-Ausgabe wiederholt geschehen - bewusst manipuliert werden. Die Wikipedia muss sich allerdings nicht nur gegen Vandalismus wehren, sondern steht mittlerweile auch im Visier von PR-Firmen, die ihren Kunden anbieten, gegen Bezahlung Artikel über deren Firmen zu schreiben und bei Wikipedia zu veröffentlichen.

Keine verlässlichen Artikel
Bisher konnten alle Artikel des Online-Lexikons Wikipedia von jedem Nutzer problemlos verändert werden. Der geänderte Artikel wurde sofort online gestellt und präsentierte sich somit jedem Nutzer als die jeweils aktuelle Artikelversion. Wer den Wahrheitsgehalt bzw. die Verlässlichkeit eines Artikels anzweifelte, war gezwungen, ein anderes Online- oder Offline-Lexikon um Rat zu fragen. Hilfreich war hier auch die Möglichkeit, die Versionsgeschichte eines Artikels aufzurufen und sich über die vorgenommenen Änderungen und die entsprechenden Diskussionen zu informieren. Eine verlässliche, von den Wikipedia-Machern abgesicherte Artikelversion existierte bisher nicht. Das soll sich in absehbarer Zeit ändern – zumindest in der deutschen Ausgabe der Wikipedia.

Stabile Artikel in der deutschen Wikipedia?
Medienberichten zufolge liebäugeln die deutschen Wikipedianer mit so genannten „stabilen“ Versionen einzelner Lexikonartikel. Zwar können Wikipedia-Artikel demzufolge auch weiterhin wie bisher von jedem Nutzer geändert werden. Angezeigt wird aber jeweils nur die zur „stabilen Fassung“ geadelte Version eines Artikels. Spiegel Online behauptet unter Berufung auf Mathias Schindler vom deutschen Wikimedia-Vorstand, es sei nur noch eine Frage der Zeit, bis die deutsche Wikipedia mit stabilen Artikeln aufwarte. Möglicherweise werde diese Funktion noch im August dieses Jahres freigeschaltet, spekuliert Spiegel online. Demgegenüber heißt es bei heise online – ebenfalls unter Berufung auf ein Mitglied des Vorstands der deutschen Wikipedia, ein konkreter Zeitplan stehe noch nicht fest. „Einen konkreten Zeitplan zum Anschalten dieser neuen Funktionen gibt es nicht. Nach Angaben der Entwickler wird dies auf keinen Fall noch im August passieren, wahrscheinlich wird es sogar bis Ende des Jahres dauern“, wird bei heise online Philipp Birken, Beisitzer im Wikimedia-Vorstand, wörtlich zitiert. Offenbar gibt es unter den Wikipedianern derzeit heftige Diskussionen über das konkrete Prozedere.

Wikipedia-PR-Artikel schon ab 50 Dollar
Dass man für Geld (fast) alles kaufen kann, ist kein Geheimnis. Neu dagegen ist, dass man mittlerweile auch Wikipedia-Artikel kaufen kann. Die US-amerikanische PR-Agentur MyWikiBiz.com hat hier eine Marktlücke entdeckt und bietet interessierten Firmen maßgeschneiderte, professionell geschriebene Wikipedia-Artikel über ihre Unternehmen an. Der PR-Vorteil liege laut Firmenwebseite auf der Hand: ein besseres Firmenimage, mehr Traffic auf der Firmenwebseite und Vorteile gegenüber konkurrierenden Unternehmen, die sich keinen eigenen Wikipedia-Artikel über sich und ihre Geschäftstätigkeit geleistet haben. Die Kosten für diese schriftstellerische Tätigkeit variieren zwischen knapp 50 US-Dollar für einen kurzen Text mit Link auf die Firmenwebseite und rund 100 US-Dollar für einen ausführlichen Beitrag, der dann zudem ein Jahr lang aktualisiert werde – „satisfaction guaranteed“.

Lexikon-Spam
Was für eine Firma wie MyWikiBiz.com eine Profit versprechende Geschäftsidee ist, fällt für die Macher der Wikipedia in die Kategorie Spam, und zwar auch dann, wenn es sich um gut geschriebene „neutrale“ Artikel handele. „Für Einträge in die Wikipedia Geld zu bekommen ist ein absolutes Tabu“, erklärte Wikipedia-Gründer Jimmy Wales bereits Anfang August dieses Jahres. Doch ein entsprechendes Verbot sucht man in den offiziellen Wikipedia-Regeln bisher noch vergebens.

Wie eine Werbeanzeige
Einer der ersten Kunden, die auf das Angebot der findigen PR-Agentur eingingen, war die US-Firma Norman Technologies. Die Firma gab bei MyWikiBiz.com einen Wikipedia-Artikel in Auftrag, der anschließend auch in der US-Wikipedia veröffentlicht wurde. Mitte August wurde der Artikel wieder gelöscht. Der Beitrag habe sich wie eine Werbeanzeige mit nur minimalem Informationsgehalt gelesen, hieß es zur Begründung bei den Machern der Wikipedia.

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© Alfred Krüger http://www.akrue.de/