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26. Juli 2007:

Mozilla will sich von Thunderbird trennen

Die gemeinnützige Mozilla-Foundation, die die Entwicklung und Vermarktung des Open-Source-Browsers Firefox koordiniert, will sich von ihrem zweiten Hauptprojekt, dem Email-Client Thunderbird, trennen. Man suche nach einer tragfähigen Lösung, die die Weiterentwicklung des beliebten Emailprogramms garantiere, schreibt Mozilla-Chefin Mitchell Baker in ihrem Weblog. Was sie nicht schreibt, ist, welchen Einfluss Suchmaschinenfirma Google auf diese Entscheidung hatte. Google ist einer der Hauptunterstützer des Mozilla-Projekts und legt natürlich sein Hauptaugenmerk auf die Weiterentwicklung des Firefox. Das Thunderbird-Projekt könne der Suchkonzern als direkte Konkurrenz zu seinen eigenen Mail-Ambitionen begreifen, sagen Experten.

Kein Platz mehr für den Thunderbird
Der Weblog-Eintrag liest sich wie ein Abgesang auf längst vergangene Zeiten. Die Mozilla-Stiftung möchte sich von ihrem Email-Programm Thunderbird trennen, schreibt Mozilla-Chefin Mitchell Baker. Mozilla habe Thunderbird von Anbeginn an unterstützt. Mittlerweile sei der Email-Client zu einem guten und soliden Produkt herangewachsen. Im Rückblick habe sich nun aber gezeigt, dass sich die Mozilla-Stiftung und ihre Entwickler sehr viel stärker auf ihr Flaggschiff, den erfolgreichen Firefox, konzentriert hätten. Das werde sich auch in Zukunft nicht ändern. Denn in der Weiterentwicklung des Browsers läge die Zukunft – eine Zukunft, in der für den Email-Client Thunderbird offenbar kein Platz mehr ist. Zumindest nicht mehr bei Mozilla.

Organisationsform gesucht
Die Thunderbird-Entwickler-Crew habe in der Vergangenheit hervorragende Arbeit geleistet, schreibt Mitchell Baker weiter. Deshalb suche man jetzt nach einer Organisationsform, in der die Thunderbird-Entwickler ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen könnten. Baker könne sich eine „Unterorganisation“ bei Mozilla vorstellen. Am liebsten scheint ihr jedoch die Option zu sein, wenn Thunderbird eine eigene Stiftung analog zur Mozilla-Stiftung bekäme oder wenn das Thunderbird-Projekt als reines Community-Projekt weitergeführt würde.

Altlasten
Noch deutlicher wird Thunderbird-Entwickler Scott McGregor in seinem Weblog. Thunderbird habe der Mozilla-Foundation zu viele Ressourcen gekostet. Das Projekt sei von dem durch die Firefox-Entwcklung ohnehin schon stark belasteten Mozilla-Team von Release zu Release geschleppt worden, schreibt McGregor. Wenn man es recht betrachte, sei das gesamte Projekt im Grunde ein Überbleibsel aus einer Zeit, in der Mozilla noch eine komplette Browser-Suite, bestehend etwa aus Browser und Email-Client, gewesen sei. Das klingt nach unliebsamer „Altlast“, die man gerne loswerden möchte.

Welche Rolle spielt Google?
Es ist nicht klar, welchen Einfluss Hauptsponsor Google auf die Entscheidungsfindung bei der Mozilla-Stiftung hat. Dass sich der Suchkonzern hier einmischt, dürfte aber eine Binsenweisheit sein. Google arbeitet seit geraumer Zeit verstärkt daran, seine Online-Anwendungen, darunter auch seinen Mail-Dienst, offline-fähig zu machen. Unter dem Namen Google Gears werden entsprechende Anwendungen entwickelt. Diese stehen damit in direkter Konkurrenz zum Thunderbird-Projekt der Mozilla-Stiftung – und niemand sponsort gerne Konkurrenzprodukte.

Zukunft liegt im Netz
Darüber hinaus steht hinter der beabsichtigten Ablösung des Thunderbird-Projekts von Mozilla auch die gerade von Google propagierte Vision, dass der Computer das Netz sei und immer mehr Anwendungen nicht mehr unbedingt lokal, sondern im Netz laufen müssten. Google selbst hat etwa mit seiner Online-Textverarbeitung sowie seiner webbasierten Tabellenkalkulation ja schon zumindest ansatzweise gezeigt, wie diese Vision in die Praxis umgesetzt werden kann. Wenn nun die Zukunft der Anwendung im Netz liegt und Mozilla diese Vision teilt, dann bleibt für ein Offline-Computerprogramm wie Thunderbird tatsächlich kein Platz mehr.

Wer entscheidet bei Mozilla?
Es bleibt zu hoffen, dass sich eine allseits tragfähige Lösung herauskristallisiert. Denn Thunderbird hat sich längst zu einer brauchbaren und sichereren Alternative zu Microsofts Outlook Express entwickelt. Die gesamte Diskussion um die Zukunft des Thunderbird-Projekts wirft allerdings auch die Frage auf, wer eigentlich bei Mozilla entscheidet und welchen Einfluss Sponsoren und Partner aus der Wirtschaft haben. Genant sei hier neben Google auch beispielsweise eBay.

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