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26. September 2006:

Zwangsurlaub bei Yahoo

US-Internetportalbetreiber Yahoo hat offenbar größere wirtschaftliche Probleme als bisher angenommen. Nachdem Yahoo-Chef Terry Semel kürzlich stark abgeschwächte Wachstumsraten im Anzeigengeschäft angekündigt hatte, wurde nun bekannt, dass eine unbestimmte Anzahl von Yahoo-Mitarbeitern zwischen Weihnachten und Neujahr in einen einwöchigen unbezahlten Zwangsurlaub geschickt werden soll. Schuld seien die „gedämpften“ Zuwächse bei den Werbeeinnahmen. Analysten werten die geplante Maßnahme zu Lasten der Beschäftigten als Zeichen dafür, dass das Unternehmen mit größeren finanziellen Problemen als bisher bekannt zu kämpfen habe.

Zwangsurlaub per Email
Die Hiobsbotschaft kam per Mail. Wie viele Mitarbeiter sie erhielten, ist derzeit nicht bekannt. Das Yahoo-Management schweigt sich zu den Zahlen der betroffenen Mitarbeiter aus. Sicher ist jedoch, dass die Email alles andere als positive Meldungen enthielt. Zwischen Weihnachten und Neujahr gebe es für den betroffenen Yahoo-Mitarbeiter Urlaub – unbezahlten Zwangsurlaub. Schuld sind offenbar größere finanzielle Probleme, mit denen sich der ewige Zweite auf dem Suchmaschinenmarkt derzeit herumschlagen muss.

Umsatzrückgang
Vor einer Woche hatte das Yahoo-Management für das laufende Quartal einen Umsatzrückgang prognostiziert. Bereits im vergangenen Quartal dieses Jahres hatten sich die Geschäfte für den Internetportalbetreiber negativ entwickelt. Zwar blieben die Nutzerzahlen einigermaßen konstant und stiegen in den letzten Monaten laut US-Marktforschungsinstitut ComScore sogar um 0,5 Prozent an. Yahoo erreicht derzeit einen Marktanteil von 28,5 Prozent und belegt damit hinter Google mit 44,7 Prozent den zweiten Platz im Suchmaschinen-Ranking. Doch hat Yahoo offenbar weitaus weniger Werbeplätze als ursprünglich geplant verkauft.

Gebremstes Wachstum
Der Umsatz, den Yahoo mit Werbung macht, wachse weiterhin, erklärte Yahoo-CEO Terry Semel – allerdings nicht in dem bisher erwarteten Tempo. Insbesondere die Sparten Autos und Finanzdienste seien erheblich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Man werde zwar insgesamt die Umsatz- und Gewinnprognosen erfüllen, bewege sich derzeit jedoch am unteren Ende des Prognosefensters, das 1,115 bis 1,225 Milliarden US-Dollar umfasse.

Kurssturz an der Börse
Die Börse reagierte prompt. „Verkaufen!“, hieß die überstürzte Devise, und der Kurs der Yahoo-Aktien brach sofort um 11,2 Prozent ein. Offenbar waren die Investoren davon ausgegangen, dass das Anzeigenaufkommen auf dem Online-Werbemarkt weiterhin ungebremst und in rasantem Tempo wachsen würde. Die Ankündigung des Yahoo-Managements versetzte diesem naiven Glauben einen gehörigen Dämpfer, der sich auch auf die Kurse anderer Internetunternehmen auswirkte. Google-Aktien fielen um 2,6 Prozent, eBay-Aktien sogar um, 3,3 Prozent.

Die schönen Seiten eines Zwangsurlaubs
In einer schriftlichen Mitteilung versuchte Libby Sartain, Personalchefin bei Yahoo, den betroffenen Mitarbeitern die verordnete Zwangspause schmackhaft zu machen. „Die Maßnahmen ermöglichen vielen Mitarbeitern in den USA, einige freie Tage zu genießen und Yahoo gleichzeitig zu helfen, bisher ungenutzte Urlaubskontingente abzubauen“, beschönigte sie den unbezahlten Zwangsurlaub. Dass die betroffenen Yahoo-Mitarbeiter auf rund ein Drittel ihres Dezembergehalts verzichten müssen, erwähnte die Personalchefin nicht. Sie selbst ist von der geplanten Zwangsbeurlaubung vermutlich nicht betroffen.

Minimale Einsparungen
Analysten rätseln, warum die Yahoo-Chefs zu einer solchen Maßnahme greifen. Die Einsparungen, die sich daraus ergäben, seien minimal, heißt es. Wenn trotzdem zu Lasten der Belegschaften gespart werde, dann sei das alles andere als ein gutes Zeichen für die finanzielle Lage des Unternehmens.

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© Alfred Krüger http://www.akrue.de/