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27. September 2006:

Microsoft macht Live-Musik

Microsoft wird künftig kostenlos Live-Konzerte im Internet übertragen. Zu diesem Zweck hat das Redmonder Softwarehaus einen Vertrag mit der Produktionsfirma Control Room abgeschlossen. Der Vertrag läuft zunächst für drei Jahre und sieht voraussichtlich insgesamt 36 Konzerte vor, die über die MSN-Werbservice-Seiten übertragen werden. Finanziert wird das Unternehmen durch Werbung. Microsoft hofft, mit diesen Konzerten mehr Nutzer auf sein immer noch defizitär arbeitendes Webportal zu locken und der Konkurrenz von Google bis Yahoo Marktanteile abzuluchsen.

MSN weist Verluste aus
Wo ein Unternehmen wie Google derzeitig Werbedollar in Milliardenhöhe schaufeln kann, arbeitet Microsoft noch immer mit finanziellen Defiziten. Das Werbegeschäft will einfach nicht so funktionieren wie von den Redmonder Konzernstrategen geplant. Im letzten Quartal wies die MSN-Bilanz gar einen leichten Umsatzrückgang von 598 auf 580 Millionen US-Dollar auf. Dabei kam insgesamt ein Verlust von rund 190 Millionen US-Dollar zustande. Die Verluste begründet Microsoft mit erhöhten Investitionen gerade in die relativ neuen Windows-Live-Services. Doch die nur spärlich fließenden Werbeeinnahmen lassen sich nicht so einfach schönreden und wurmen den Weltkonzern bereits seit längerer Zeit.

Kostenlose Live-Konzerte via MSN
Da hilft nur, noch mehr Konzerngelder in den defizitären MSN-Unternehmenszweig zu pumpen, um das MSN-Webportal für Nutzer attraktiver zu machen und für Werbungtreibende ein „angenehmes“ Umfeld zu schaffen. Ein erstes Resultat ist die Ankündigung, künftig kostenlose Live-Konzerte über MSN verbreiten zu wollen. Mit der US-amerikanischen Produktionsfirma Control Room hat man zudem einen kompetenten Partner verpflichten können. Denn Control Room hat bereits etliche Großveranstaltungen, darunter die Live-Aid-Konzerte des vergangenen Jahres, erfolgreich über die Bühnen dieser Musikwelt gebracht.

Zielgruppe „30 plus“?
Bereits im Oktober geht es los. Als erstes Konzert in einer dreijährigen Reihe von 36 kostenlosen Veranstaltungen wird der Auftritt des US-Sängers und Grammy-Gewinners John Legend übertragen. Das Konzert findet in der Londoner Royal Albert Hall statt. Konkret geplant sind des weiteren Konzerte mit Altrocker Rod Stewart sowie mit dem Singer/Songwriter John Mayer. Die bisherige Auswahl der Künstler zeigt, dass sich Microsoft und Control Room erstens sehr am US-amerikanischen Publikumsgeschmack orientieren und zweitens die Altersgruppe ab 30 im Visier haben. Jugendliche und junge Erwachsene sind mit Rod Stewart kaum an die PCs zu locken. Die tummeln sich derzeit lieber bei YouTube oder in ihrem virtuellen MySpace-Freundeskreis.

In Online-Werbung investieren
Microsoft hat mit seiner glücklosen Online-Sparte MSN offenbar auch sonst Großes vor. Bis zum Jahr 2009 möchte man die Einnahmen aus der Online-Werbung vervierfachen, erklärte Joanne Bradford, Redmonder Vizepräsidentin für Werbevermarktung. Erreichen werde man dieses Ziel durch spezielle Werbeangebote an die werbungtreibende Wirtschaft. Neben der klassischen Bannerwerbung und den Textanzeigen auf den Webseiten von MSN-Search wird Microsoft spezielle Kampagnenmodelle entwickeln, die es Werbekunden erlauben sollen, ihre Klientel gezielt gleich über mehrere Plattformen anzusprechen. Gedacht ist auch an die Integration von Online-Werbung in Computerspiele und in die Xbox.

Der „iPod“ aus Redmond
Womöglich wird Microsoft selbst zunächst sein bester Werbekunde. Denn die kostenlosen Webkonzerte liefern ein günstiges Umfeld, um für sein iPod-Konkurrenzprodukt „Zune“ massive Werbekampagnen zu lancieren. Der „Zune“, mit dem Microsoft Apple das Fürchten lehren will, wird in den USA pünktlich zum Weihnachtsgeschäft auf den Markt geworfen werden. In Europa kommt der „iPod“ aus Redmond erst im nächsten Jahr heraus. Der Preis steht noch nicht fest.

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© Alfred Krüger http://www.akrue.de/