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CD-Tipp
White Stripes - Elephant


White Stripes - ElephantAm Ende lauert die Versöhnung. "Well it's true that we love one another", heißt es im letzten Song der neuen White-Stripes-CD "Elephant", ein vor provozierender Harmlosigkeit strotzender Wechselgesang in typischer Mamas&Papas-Manier, ein Song, der einen prompt in die drogenseligen Woodstock-Sixties zurückversetzt. Und natürlich antwortet die weibliche Stimme: "I love Jack White like a little brother" - wie schön, wie unschuldig, wie falsch - denn bevor das letzte Stück dieser furiosen CD die scheinbare Versöhnung bringt, geht gewaltig die Post ab.

White Stripes - Elephant

The White Stripes - das sind Jack und Meg White aus Detroit City. "Elephant" ist ihr vierter Geniestreich, 49 Minuten und 54 Sekunden lang Rockmusik, hart, roh, kompromisslos, schmutzig - gute Rockmusik eben, ungekünstelt und direkt. Nennen wir's mal Bluesrock… auch wenn diese Schublade, wie die meisten Schubladen, die Musikkritiker gerne aufziehen, wenn sie katalogisieren, abhaken, wegsortieren, nicht wirklich passt. Denn natürlich ist da mehr als ein simples Revival, mehr als ein Aufwärmen altbekannter Bluesakkorde - spricht nicht schon allein die Tatsache Bände, dass sich die White Stripes sogar an einen Burt-Bacharach-Song heranwagen und mit "I just don't know what to do with myself" einen der vielen Höhepunkte dieser CD produzieren?

Roh und unverfälscht, rau und direkt - Musik wird hier noch mit der Hand gemacht. Meg bearbeitet das Schlagzeug, Jack besorgt den Rest. Seine Gitarre wimmert, ächzt und stöhnt, seine Stimme krächzt und kräht. Sie mag nicht besonders geschult sein, na und?! Jack White weiß seine Stimme einzusetzen, er hat, was anderen fehlt: ein treffsicheres Gefühl dafür, wie eine Rockstimme wirklich klingen muss. Mick Jagger, Rod Stewart und Steve Marriott standen Pate, ein bisschen Beatles und Led Zeppelin schimmert durch, ein Song wie "The air near my fingers" klingt gewaltig nach Small Faces, und - back to the real roots - Robert Johnson lässt gelegentlich auch herzlich grüßen.

Roh und unverfälscht, rau und direkt - Computer haben hier natürlich nichts zu suchen: "No computers were used during the writing, recording, mixing or mastering of this record." Sie haben hier auch nichts verloren. Sie würden digitalisieren, filtern, schönfärben, Ecken und Kanten glatt polieren und den ungehobelten Sound kastrieren zugunsten eines allgemeinen Wohlklangs.

"This album is dedicated to, and is for, and about the death of the sweetheart." Dieses Motto haben Jack und Meg White ihrer "Elephant"-CD vorangestellt. Wie ein Schlag ins Gesicht wirkt dieses Motto - gemein, direkt und doch unendlich traurig. Im Begleittext zur CD rechnen Jack und Meg White mit dem trendy Geiz-is-geil-ich-bin-doch-nicht-blöd-Genuss-sofort-Lifestyle des schick gepiercten, Ekel erregend opportunistischen Handyfetischisten ab, der nur von Heut' auf Morgen lebt, der, wenn er denn mal denkt, dann höchstens an sich selbst, und der stets auf der Suche nach dem schnellen, dem billigen Vergnügen ist. Moralinsaures Gerede? Der protestantischen Ethik verhafteter Genussverzicht? Die White Stripes hängen alles scheinbar etwas tiefer: "Take my argument as just something that's my problem, you don't need this, you need to please yourself." - Sorry, dass wir dich gerade beim eiligen Genießen stören…

www.whitestripes.com!

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