Englisch als Zweitsprache -
Des Präsidenten peinliche Patzer
Wer sagt denn eigentlich, Politik sei ein langweiliges Geschäft, staubtrocken, ohne Unterhaltungswert? Solange es Menschen wie George W. Bush gibt und diese gar Präsident der Vereinigten Staaten werden können, gibt es nämlich viel zu lachen. George W. leistet sich nicht nur fatale Interview-Äußerungen wie jenen Satz, die USA würden tun, was auch immer nötig wäre, um Taiwan zu helfen, sich zu verteidigen. Kurz nach dem Streit um das notgelandete US-Spionageflugzeug waren die Chinesen darüber überhaupt nicht sonderlich erfreut. Mr. Bush sorgt auch für weniger dramatische, trotzdem ausreichend peinliche Versprecher, sog. "Bushisms". Amerikanische Zeitungen berichten mittlerweile laufend über Bushs "putzige Patzer", Überschrift dieser Kolumnen: "Englisch als Zweitsprache".
Mit Recht - denn die Pannen häufen sich: Während eines Interviews gab Bush z.B. Folgendes von sich: "Ich habe mit meinem kleinen Bruder Jeb gesprochen - ich habe das noch nicht vielen Leuten erzählt, aber er ist der Gouverneur von - ich sollte ihn nicht meinen kleinen Bruder nennen -‚ also: mein Bruder Jeb, der große Gouverneur von Texas ..." Interviewer: "Florida". Bush: "Florida. Der Staat von der Florida."
Bush selbst fühlt sich von seinen Kritikern völlig "missunterschätzt" (misunderestimated). Denn natürlich macht auch er sich große Sorgen - z.B. um die Aids-Epidemie im Weißen Haus. Und Anfang April betonte der Präsident, seine Regierung bemühe sich, die Lösung des Reformstaus zu beenden. Beim Amerika-Gipfel Mitte April erklärte er den staunenden Journalisten im kanadischen Quebec, dass mehr Handel auch mehr Handel bedeute.
Das alles sprudelt unaufhaltsam aus ihm heraus: Einmal "wachsen Flügeln Träume", dann wieder "kommt die ganz große Mehrheit unserer Importe aus dem Ausland". Es gibt fundamentale Erkenntnisse wie: "Wenn es uns nicht gelingt, laufen wir Gefahr zu versagen", oder Rätselhaftes wie: "Ich habe in der Vergangenheit gute Entscheidungen getroffen, und ich habe in der Zukunft gute Entscheidungen getroffen."
Unwiderlegbares: "Die Zukunft ist morgen" steht neben Visionärem: "Die Menschheit ist bereit, das Sonnensystem zu betreten."
Daneben unterlaufen Bush zuweilen auch simple Patzer, etwa wenn ausgerechnet er gelobt, die Todesstrafe abzuschaffen und dabei die Erbschaftsteuer meint, die er aber "Todessteuer" nennt. Und manchmal hat er schlicht keine Ahnung, wovon er redet: "Heute ersetzt die Drogentherapie viele Medikamente, wie wir sie gekannt haben."
Unter www.slate.msn.com können Surfer täglich den neuesten präsidialen Patzer nachlesen, und unter www.toostupidtobepresident.com kann man sich Bushs schönste Versprecher aus dem Wahlkampf des vergangenen Jahres anhören. Wem das nicht reicht, dem stehen nahezu 7000 weitere Internetseiten mit lustigen Bush-Zitaten zur Verfügung. Tendenz steigend.
(Vergleiche: Der Spiegel 11/2001, S. 164, Frankfurter Rundschau vom 27.4.2001)
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