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Jetzt sind die Piraten dran!

Das Imperium schlägt zurück. Nachdem die amerikanische Musikindustrie die Piratenschiffe KaZaA, Morpheus oder Grokster juristisch nicht versenken konnte, sind nun die Piraten selber dran. Wie die RIAA, der Verband der amerikanischen Musiklobby, mitteilte, werden die Peer-to-peer-Netzwerke seit dem 26.6. mit einer speziellen Software gescannt. Gesucht werden Tauschbörsianer, die von ihren PCs aus "in größerem Umfang" kopierte Musikdateien anbieten. Innerhalb von sechs bis acht Wochen sollen möglichst viele "Musikpiraten" mit Namen und Adressen ausfindig gemacht und dann auf Schadensersatz verklagt werden.

Provider müssen Nutzerdaten herausgeben
Dem juristischen Paukenschlag der amerikanischen Jetzt sind die Piraten dran!Musiklobby gingen mehrere Entscheidungen amerikanischer Berufungsgerichte voraus. Danach müssen Internetprovider die Identität von Kunden preisgeben, die über Musiktauschbörsen Songs zum illegalen Download anbieten. Rechtsgrundlage ist der Digital Millennium Copyright Act, wonach der bloße Verdacht zur Herausgabe der Nutzerdaten ausreiche. Jetzt könne sich niemand mehr hinter Alias-Namen verstecken, erklärte RIAA-Präsident Cary Sherman. "Sie sind nicht anonym. Wir werden damit anfangen, die Namen aufzunehmen."

Massive Schadensersatzdrohungen der RIAA
"Wir können nicht länger dabei zuschauen, wie Musik-Piraterie verheerende Auswirkungen auf Künstler, Musiker, Songschreiber, Verkäufer und andere Beteiligte in der Musik-Industrie hat", erklärte Cary Sherman, Präsident der amerikanischen Recording Industry Association of America (RIAA), jene Maßnahme, die in den USA für erhebliches Aufsehen sorgte. USA Today, die amerikanische Bild-Zeitung, hat ihren Lesern flugs eine FAQ-Liste zum Thema "Filesharing und die Konsequenzen" bereitgestellt. Darin wird u. a. darauf hingewiesen, dass auch die Eltern von minderjährigen Tauschbörsennutzern möglicherweise haftbar wären und auf Schadensersatz verklagt werden könnten. Es ginge immerhin um Summen in der Größenordnung von 750 bis 150.000 Dollar pro urheberrechtlich geschütztem Song - Forderungen, die keineswegs illusorisch sind. "Die Öffentlichkeit wurde immer wieder über die Konsequenzen belehrt", trumpft RIAA-Präsident Sherman auf. "Sie darf nun nicht mehr erwarten, dass erst verwarnt und dann geklagt wird."

Mehr Tauschbörsianer als Wählerstimmer für George Bush
Ob und inwieweit es in den USA tatsächlich zu Massenklagen gegen Tauschbörsianer kommen wird, muss die Zukunft zeigen. Verbraucherschützer aber werfen der amerikanischen Musiklobby jetzt schon vor, völlig den Kontakt zur Realität verloren zu haben. Von einer "Kriegserklärung gegen die amerikanischen Verbraucher" spricht etwa Fred Lohmann, Anwalt der Internet-Bürgerrechtsvereinigung Electronic Frontier Foundation (EFF). In den USA gebe es schätzungsweise 60 Millionen Tauschbörsianer. Damit sei die Zahl der "Musikpiraten" größer als die Anzahl der Wählerstimmen, die George W. Bush im Jahr 2000 auf sich habe vereinigen können, verdeutlich Lohmann die Dimensionen, die das Filesharing mittlerweile allein in den USA angenommen habe. Er rät der Musikindustrie dringend, endlich funktionierende eigene Alternativen im Netz anzubieten. Statt nach solchen Lösungen zu suchen, versuche die Musiklobby nun etwas zu zerstören, was sie nicht kontrollieren könne, bringt Wayne Rosso, Chef des Herstellers der File-Sharing-Software Grokster, die Argumente der Kritiker auf den Punkt.

Wie schlecht muss es einer Branche gehen, die ihre eigenen Kunden vor den Kadi zerrt?

Quellen:
pressetext deutschland
Recording Industry Association of America
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