"Das Böse ist immer und überall!", wusste vor Jahren schon die Erste Allgemeine Verunsicherung aus Österreich. Und das weiß auch John Ashcroft, erzkonservativer US-Justizminister, bisher bekannt für seinen rechten Glauben und sein noch rechteres Bestreben, die amerikanischen Bürgerrechte effektiv und massiv zu beschneiden.
Weil nun aber das Böse immer und überall ist, muss man es auch jederzeit an jedem Ort bekämpfen. Nicht nur in Afghanistan, im Irak oder gar in Nordkorea - nein, auch im eigenen Land gilt es, das Böse zu entlarven und es sofort mit allen seinen Wurzeln auszureißen.
Aus diesem Grunde verhängte der rührige Herr Justizminister taliban-like einen rigorosen Schleierzwang. Nicht für Michael Jackson. Dafür hätte man in gewissem Umfang vielleicht sogar Verständnis aufbringen können. Auch die amerikanischen Frauen dürfen weiterhin unverschleiert shoppen. Mit den blauen Vorhängen, die der Herr Minister für gut achttausend Dollar anschaffen ließ, sollen zukünftig vielmehr zwei Statuen in der Great Hall des Washingtoner Justizministeriums "aus ästhetischen Gründen" verhängt werden. Die erste der beiden Statuen stellt The Majesty of Law dar, einen Mann mit sowie so schon züchtig verhängter Körpermitte. Die zweite, die besonders anstößige Statue stellt Justitia dar, "The Spirit of Justice", bekleidet mit einer Toga - doch eine Brust ist völlig nackt!
Justizminister Ashcroft ließ verlauten, er fühle sich verletzt, weil er bei Pressekonferenzen immer wieder vor dieser Statue fotografiert und gefilmt worden war, beispielsweise ausgerechnet bei der Vorstellung des Berichts der "Commission of Pornography".
Dass Minister Ashcroft ursprünglich nicht an Verschleierung, sondern daran gedacht habe, die beiden Statuen nach afghanischem Vorbild in die Luft zu sprengen, ist selbstverständlich ein Gerücht - aber ein besonders hartnäckiges...