Es gibt verschiedene Methoden, um ganz schnell ganz reich zu werden. Man kann Lotto spielen, bei Günter Jauch fünfzehn Quizfragen richtig beantworten oder bei Ebay eine gebrauchte Festplatte ersteigern. Letzteres ist die schnellste und sicherste Methode, wie zwei junge Wissenschaftler am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) herausgefunden haben. Ihr Ziel war es zu untersuchen, ob, wie viele und welche Daten über den Handel mit gebrauchten Computern und Computerteilen dem Käufer als Gratisbeigabe mitgeliefert werden. Das Ergebnis lässt aufhorchen.
Die beiden Wissenschaftler Simon Garfinkel und Abhi Shelat haben bei Ebay und anderen insgesamt 158 gebrauchte Festplatten erstanden und anschließend auf noch vorhandene, d.h. nicht oder nicht ausreichend gelöschte Datenbestände untersucht. Lediglich zwölf dieser Festplatten waren völlig "clean". Alle anderen Festplatten enthielten noch immer mehr Informationen, als den Verkäufern lieb gewesen sein dürfte. Die Palette reichte von pornografischem Material über Liebesbriefe, persönliche Emails bis hin zu Kreditkartennummern und vertraulichen Patientendaten. Der absolute Hauptgewinn war allerdings eine gebrauchte Festplatte, die vorher offenbar in einem Geldautomaten in Illinois ihre Dienste geleistet hatte. Sie enthielt die Daten zu sämtlichen Transaktionen des vergangenen Jahres und sogar einen Teil der verwendeten Banksoftware. Alle Daten ließen sich mit geringem technischen Aufwand vollständig rekonstruieren.
Unwissenheit und Dummheit sind anscheinend die Hauptursachen dafür, dass gebrauchte Festplatten bedenkenlos angeboten werden, ohne sie vorher von sensiblen persönlichen oder wirtschaftlichen Daten zu säubern. Manche User hatten die zu löschenden Dateien einfach in den Windows-Papierkorb verschoben, von wo aus sie jeder Laie problemlos wieder erstellen kann. Auch das Formatieren unter Windows bietet keinen ausreichenden Schutz. Die Daten werden nicht gelöscht, sondern befinden sich auch nach dem Formatieren noch auf der Festplatte - unsichtbar für den Durchschnittsanwender, aber ein offenes Buch für jeden, der sich halbwegs auskennt.
Um eine Festplatte, die man verkaufen möchte, rückstandslos zu säubern, müsse man jeden einzelnen Block überschreiben, erklärte Garfinkel, und genau das leiste der Format-Befehl von Windows eben nicht. Im Internet gibt es allerdings eine breite Palette kommerzieller und kostenloser Programme, die alle Datenspuren restlos tilgen. Solange sich das allerdings noch nicht herumgesprochen hat, heißt das Motto für den Millionär in spe: Verschwenden Sie kein Geld beim Lotto, blamieren Sie sich nicht bei Günter Jauch, gönnen Sie sich lieber hin und wieder eine gebrauchte Festplatte...
Quelle:
MIT-News